Die Anfänge des Königtums Hans Jochen Boecker

1. Einführung
Auffallend ist die Tatsache, daß das Königtum in Israel erst relativ spät zur Staatsform wird und daß es Israel vor dem Staat gab (Amphiktyonie) und Israel nicht mit dem Staat unterging. Andere Bewertung des Königtums als im Alten Orient, denn erst später fand die orientalische Königsideologie (König=Gott) Eingang ins israelitische Gedankengut (Psalme).
2. Entfaltung
These ist, daß das Königtum nicht ohne Not installiert worden ist. Grund  waren die Philister, die das Machtvakuum der Großmächte in Palästina ausfüllten. D.h. das ganze Westjordanland hielten sie unter Kontrolle, ebenso das Eisenmonopol. Damit war eine militärische Überlegenheit gegenüber den Israelischen Stämmen garantiert. Neben dem Eisenmonopol tat eine Söldnertruppe ein Übriges zur Überlegenheit. Denn in Israel fehlte es an einer einheitlichen militärischen Führung. Bisher wurde der Heerbann ausgerufen.
Aus alledem ergibt sich: Es lag was in der Luft: Das Königtum
2.1 Vielschichtigkeit des Problems
* Wie ist der Umfang des saulidischen Königtums?
* Wie ist Saul König geworden?
* Welche Vorbilder knüpfte Saul an?
Unbestritten ist, daß Saul ein nationaler König und kein territorialer König war und daß er ein Heereskönigtum installierte.
Seine einzige Aufgabe ist es den Heerbann durch eine Söldnertruppe zu verstärken, dabei sind die Spannungen zwischen Söldner und Heerbann vorprogrammiert. Schlagkräftig und flexibel hier, dort erst nach Zustimmung aller Stämme einsatzfähig.
2.2 1Sam 11
gilt mehrheitlich als der Bericht mit der größten historischen Nähe. Anzumerken gilt, daß die Person des Samuels erst ein späterer Zusatz ist. Nachdem Sieg Sauls über den ammonitischen König Nahasch bei Jabesch wird Saul, der bis dahin als charismatischer Führer agierte, in Gilgal vor Jahwe und durch das Volk zum König gemacht. Die theologische Deutung dieser Tatsache findet später in 1Sam 9-1027 seinen Niederschlag.
2.3 Umfang des Königtums
Noth: "der ganze Stämmeverband", ebenso Soggin: "das versammelte Herr der Amphiktyonie", auch wenn gegen die Teilnahme Judas Bedenken bestanden. Wallis sagt dagegen, daß es rein technisch unmöglich sei eine Aufgebot aller Stämme aufzubieten in dieser Situation. Es ist also von der Teilnahme Benjamins, Efraims und den galiläischen Stämmen auszugehen, so Boecker. Damit wurde Saul König über einen Teil der Amphiktyonie. Erst später und sukzessive wurde er König der ganzen Amphiktyonie. Ob Saul jemals könig über Juda war, ist aufgrund von geographischen Gegebenheiten und dem GEschichtverlauf eher unwahrscheinlich, so daß zu Juda nur eine lockere Beziehung bestand.
2.4 Vorbilder Sauls
Alt meint Sauls Vorbilder in den ostjordanischen nationalen Königstümern zu finden. Das Königstums Sauls sei nicht dynastisch gedacht gewesen. Alt betont die Kontinuität von der Amphiktyonie zum Königtums Sauls. Hingegen stellt Beyerlin die kannanäischen Züge des Königtums Sauls fest. Angeführt werden die Salbung, dynastische Ansätze und außermilitärische Aktivitäten Sauls. Beyerlin verwendet den Begriff Königscharisma, denn Boecker recht problematisch findet. L. Schmidt sieht gegen Alt keine organische Weiterbildung und richtet sein Augenmerk auf die Militärorganisation. Die Neuerungen sieht Alt als Einsicht und Ak-tivität des Königs an, während L. Schmidt das genau umgekehrt sieht. und Schmidt sieht den Alt'schen Charisma-Begriff als zu eng an und will ihn mit Max Weber als außeralltägliche Qualitäten, die zur Führung dienen definiert sehen.
Alt hat Ansätze einer Dynastie nicht gelten lassen, jedoch scheint belegt durch das Bemühen Davids um die Saultochter Michal der dynastische Gedanke konstitutiv für das Königtum zu sein.