Die Anfänge der Reformation
 
Die Lage am Vorabend der Reformation
Die staatliche Gegebenheit
Deutschland ist in, den Jahren um 1500 ein "Flickenteppich" der Territorien. Ca. 350 weltliche
und geistliche Territorialstaaten, Grafschaften, reichsfreie Städte, Abteien usw. sind genannt.
Die weltlichen und geistlichen Kurfürsten hatten zwar recht unterschied!ich groß·e Gebiete zu
verwalten, erhielten aber ihre Macht durch das Recht den König zu wählen.Die bedeutensten Herogtümer allein schor. von c!er große her waren Würtenberg. Bayern, Sachsen und Braunschweig-Lüneburg. Auch die kleinere Landgrafschaft Hessen erhielt Bedeutung, wie auch die Bistümer Bamberg, Würzburg, Münster und Bremen. Doch richtig zusammenhängende Herrschaftsterritorien gab es nur wenige.Dem gegenüber waren England und Frankreich straff zentralisiert. So war die Entscheidung Heinrich Vlll. sich von der röm. Kirche loszusagen durch die Mehrung und Erhaltung der königlichen Macht motiviert. Seit dem späten 15. Jhd entwickelt sich eine straffere Organisation in den Territorien, die mit dem Machtzuwachs der Fürsten einherging. Die Fürsten schafften es, ihre Rechte gegenüber dem Reich zu stärken aber auch die oppositionellen Stände unter fürstlicher Führung in die Verantwortung zu nehmen. Da die Fürsten auf die Steuern der Stände angewiesen waren entstanden landständische Verfassungen.
In der Zeit des avignonesischen Exils der Kirche - mit den kirchliche. Streitereien - Übernahmen die
europäischen Länder auch immer mehr kirchliche Rechte. England und Frankreich bildeten regelrechte Landeskirchen aus. Da in Deutschland eine starke Nationalgewalt fehlte, bliebe diese Entwicklung aus. Jedoch einzelne Fürsten erhielten im 15. Jhd. schon das Recht Reformen und Visitationen durchzuführen z.B. wurden, die Klosterreformen durch die Fürsten unterstützt.
So bildeten sich dann auch folgerichtig im 16. Jhd. evangelische Landeskirchen aus.
Doch auch die wirtschaftlichen Verhältnisse kamen den Territorien zunächst zu gute. Es ent-
standen frühkapitalistische Wirtschaftsformen, die mit Kapital politische Macht verbanden.
Gleichzeitig entwickelten sich zu Beginn des 16. Jhd. neue Produktionsformen, eine fortschrittli-
chere industrielle Fertigung. Nicht zu letzt wuchs die Bedeutung des Bergbaus, der Wohlstand
aber auch tiefgreifende Veränderungen mit sich brachte, so z.B. Bevölkerungsverschiebungen
Geldbewegungen, Reichtum und Verarmung ganzer Gegenden.
Die Lage der Kirche
Die kath. Kirche stand zu Beginn des 16. Jhd. unangefochten da, aller Mißständen zum Trotz,
die seit Jahrzehnten angeprangert wurden. Weder die Auswüchse in der Frömmigkeit oder dem
Ablaß, noch die theologische Untätigkeit vertrieb die Gläubigen. Frömmigkeit war selbstverständlich und die leidenschaftliche Kritik an der Kirche zeige für Lohse, daß Interesse an der Kirche bestand. Allerdings klafte kirchliche Wirklichkeit und die gelebte Frömmigkeit des (Kirchen-) Volkes weit auseinander.
Zu einer Kirchenreform wie sie nötig gewesen wäre fehlte die Kraft. Hauptprobleme waren die Hofhaltung und die Kriege des Papstes, die ungeheure Geldbeträge verschlangen, die u.a. durch die Entwicklung des Ablaßhandels eingetrieben werden, sollten, daher auch und gerade die Unernsthaftigkeit der Bischöfe (und Priester) bei der Ausübung der kirchlichen Pflichten. Der Bischof war nun mehr Fürst als Seelsorger und Prediger. Messen wurden aus finanziellen Gründen reihenweise veranstaltet. Der Zölibat wurde kaum noch beachtet. Der Klerus war weitestgehen theologisch unbeleckt, was nicht -zu Tiefen religiösen Aktivitäten führte. Die Kirche versuchte unter dem Druck der Kritiker Reformen zu beschließen, doch die Umsetzung konnte nicht kontrolliert werden.
Die geistige Situation
In der Bildung allgemein sah es ähnlich finster aus wie in der Kirche. Allerdings ist die Entwick-
lung nicht einheitlich. Zum einen gibt es im Ausgang des Mittelalters die Aufbruchstimmung der Renaissance optimistische Zukunftserwartungen aber
Erste Reformbewegungen
Die erste wichtige Reformbewegung dieser Zeit war die devotio moderna.. Sie war Ende des 14
Jhd. in den Niederlanden aufgekommen und hatte zu einer Klosterreform geführt aber auch zu
der Laienbewegung der Brüder vom gemeinsamen Leben die eine starke innere Frömmigkeit
vertraten und nach dem Ideal der strengen Nachfolge Christi lebten. Durch ihre Schulen beein-
flußten die Brüder vom gemeinsamen Leben vieler der Reformation tätigen Menschen.
Martin Luther:
10.11.1483 Martin Luther wird in Eisleben geboren als zweiter Sohn eines Kupferbergarbeiters in   der Grafschaft Mansfeld. Er wächst mit mindestens neun Geschwistern in zunächst ärmli  -  chen, dann in bescheidenen Wohlstand auf. Die familiäre Bindung war streng, aber   liebevoll. Von mit-telalterlicher unkritischer Frömmigkeit geprägt. Zunächst besucht
ab 1488 der junge Martin die Mansfelder Stadtschule.
1497 Luther wechselt für ein Jahr in die Magdeburger Domschule und lernt dort die "warme"
  Frömmigkeit der Brüder vom gemeinsamen Leben kennen, spätmittelalterliche Erwec    -  kungsfrömmigkeit.
1498 wechselt Luther auf eine den Franziskanern nahe Schule in Eisenach um dann
1501 Student an der Artistenfakultät (Grammatik, Rhetorik. aristotelische Logik Naturphilosophie     ,
  Ethik u. Metaphysik) in Erfurt zu werden.
1505 wird Luther "magister artium" und wendet sich dem Vater zu liebe dem juristischen Studi  -  um zu
2.7.1505 Das "Gewittererlebnis" in der Nähe von Stotternheim veranlaßt Luther ins Kloster zu   gehen! Allerdings scheint er schon längere Zeit mit diesem Gedanken gespielt zu   haben.   aus Sorge um sein Seelenheil gegenüber dem schrecklichen Gott.
1 7.7.1505 Martin Luther tritt in das Erfurter Augustiner-Eremiten-Kloster (Schwarzes Kloster)   ein und wird Novize.
1506 wird er nach der Profeß endgültig in das Kloster aufgenommen.
1507 wird Luther zur Priester geweiht und beginnt auf Anweisung Theologie zu studieren.
  Neben dem Studium der Bibel widmet er sich besonders der Theologie Occams, Augu     -  stin und Petrus Lombardus. Bevor er seinen ersten theol. Grad erreichte wurde er
1508 nach Wittenberg versetzt und erhält die moralphilosophische Hilfsprofessur: hier trifft er   den Ordensoberen Staupitz.
1509  wird Luther biblischer Baccalaureus; kehrt aber überraschend nach Erfrut zurück und wird   Sententiarius (Leser der Sentenzen des  Petrus Lombardus). In dieser Zeit beginnt sich   Luther über Occam hinaus immer tiefer in Augustins Sünden- und Gnadenlehre ein   zuarbeiten und zaghaft "seine" Theologie zu betreiben. Doch blieb er in den Genugtu-  ungs- und Reinigungsforderungen der Beichtpraxis und des Klosterlebens verhaftet.
Im Nov. 1510 fährt Martin Luther in Ordensangelegenheiten als Begleiter mit nach Rom. Er soll
  den Einspruch von sieben Augustinerkonventen gegen die Wiedervereinigung der   Observanten mit laxeren Klöstern vertreten. Entsetzt über die geistliche Ver-
  warlosung der röm. Kirche kehrt er nach Hause zurück und bekommt Probleme mit sei  -  nem Kloster, das sich gegen die Verordnungen des Generals sperrt. Aus diesem Grund   holte Staupitz ihn wieder nach Wittenberg.
1511 erhält Luther in Wittenberg die biblische Hauptprofessur und übernimmt die Lectura in
  biblia.
!n den Jahren 1512ff entwickelt er während der Vorlesungsausarbeitungen seine Rechtferti-
  gungslehre
 
1512 wird Luther Dr. theol. und Unterprior seines Klosters
1513 - 1515 Luthers Psalm- und Römerbriefvorlesungen in Wittenberg.
1516/1517 Luthers Galaterbriefvorlesungen in Wittenberg.
  In diese Zeit des theologischen Ringens fällt die Entdeckung des wahren Sinns der   iustitia Dei (als Gabe? nicht als Lohn oder Strafe) gegenüber der zwiespältigen Auffas-  sung der Scholastik. Er übt nun seither scharfe Kritik an diversen Zuständen in der   Kirche und wendet sich öffentlich in einer Predigt am 31.10.1516 gegen den Ablaß.
4.9.1517 Martin Luther verfaßt 97 Thesen gegen die scholastische Theologie, die weitgehend   unbeachtet bleiben.
1517/1518 Luther Hebräerbriefvorlesungen in Wittenberg; er glaubt in der Schrift eines
  anonymen Mystikers (Theolgia deutsch), aber auch durch den Zulauf der Studenten   Bestätigung für seine Rechtfertigungslehre gefunden zu haben
31.10.1517 Luther nagelt die 35 Thesen zum Ablaß an die Wittenberger Schloßkirche. Nicht die   dubiosen Geldpraktiken der Kirche sind sein Anliegen. sondern die unhaltbare Verkeh  -  rung der Bußgesinnung reizt zu seinem Angriff. Der Ablaß sei ein - wenn auch ein von   ihm gering geachtetes - pädagogisches Mittel zur Buße.
Im Dezember 1517 wird er dafür vor seinem Erzbischof Kardinal Albrecht von Mainz in Rom
  verklagt und zum Widerruf aufgefordert. Der Dominikaner Tetzel nahm die Gegenthesen   des Frankfurt/Oderaner Prof. Wimpina auf und wurde durch die Schrift "obelisci" des   Ingolstädters Joh. Eck unterstützt.
Mai 1518 Luther lehnt den Widerruf seiner Thesen ab.
April 1518 Luther Thesen gegen Aristoteles und die Scholastik werden auf dem Generalkapitel   der Augustiner in Heidelberg diskutiert; Studenten. darunter Johannes Brenz u. Martin   Bucer stellen sich auf die Seite Luthers.
Im August 1518 ergeht eine Aufforderung an den Kurfürsten Friedrich d. Weise Luther um-
  gehend auszuliefern, sie wird höflich abgelehnt. Die Sache wird politisch. Kaiser Maximili  -  an will seiner Enkel Karl V. (von Spanien) zum röm. König machen. was den Druck Spa -  niens auf den Papst erhöhen würde. Aus diesem Grund unterstützt der Papst den   Kur  -  fürsten Friedrich d. Weisen. Dieser wiederum unterstützt das Anliegen Luthers nach   einem unabhängigen Konzil. Der Papst beauftragt deshalb Kardinal Cajetan Luther zu   vernehmen und über ihn zu richten.
16.10.1518 Luther wird vor Kardinal Cajetan in Augsburg verhört und kann fliehen, der Versuch   Deutschland zu verlassen scheitert.
Nov. 1518 Luther appelliert an ein allgemeines Konzil
8.12.1518  Friedrich d . Weise verweigert die Auslieferung Luthers erneut
Jan. 1519 Luther verhandelt mit Miltitz, dem Kammerjunker des Papstes in Altenbury; dieser   verhandelt ergebnislos - und ist auch nicht autorisiert zu solchen Verhandlungen - mit   Luther und dem Kurfürsten über einen Kompromiß, in welchem Luther stillhalten soll.
27.6.-16.7.1519 Leipziger Disputationen zwischen Luther und Eck.
  Eck versucht Luther in der Frage nach dem päpstlichen Primat in die Ecke der Hussiten   zu drängen; Luther kontert mit seinen Kirchenhistorischen Studien z.B. über das Alt  -  kirchliche Schisma mit dem Osten.
  Nach der Wahl von Karl V. nimmt die Kurie den Prozeß gegen Luther wieder auf
 15.6.1520 Die Bulle "Exsurge Domine" verurteilt 41 angeblich von Luther stammende Sätze. 60   Tage wurden ihm zum Widerruf eingeräumt
 10. 12. 1520 Luther verbrennt als Antwort auf die Verbrennung seiner Bücher die Bannandro-  hungsbulle und das römische Recht vor dem Elstertor von Wittenberg
3.1.1521 Der Bann wird gegen Luther ausgesprochen durch die Bulle "Decet Romanum Pontifi-  cem" bleibt aber zunächst ohne weitere Wirkung. Der Kurfürst versucht, nachdem der   Ausgleich mit Rom nicht klappte, die letzte Möglichkeit: Luther sollte vor dem Reichstag   von einem deutschen Schiedsgericht verhört werden. Der Kaiser sicherte Luther -   gegen Widerstand - freies Geleit zu.
März 1521 Luther reist trotz Warnung zum Reichstag von Worms.
18.4.1521 wird Luther in Worms verhört und er lehnt den bloßen Generalwiderruf ab; Karls V.
  entwirft ein Gegenbekenntnis und verhängt die Reichsacht gegen Luther.
24.4.1521 vergebliche Verhandlungen mit Luther, sie werden ergebnislos abgebrochen und
  Luther wird freies Geleit zugesichert, trotz Acht und Bann.Gegen Luther wird das Worm-  ser Edikt mit Achterklärung verabschiedet.
4.5.1521 Luther wird von Kurfürst Friedrich auf die Wartburg entführt und lebt dort als "Junker   Jörg"
6.3.1522 . Luther kehrt überraschend nach Wittenberg zurück