Vorliterarische Formen
Daß urchristliche Schriftum hat im wesentlichen in vier Gattungen literarische Gestalt gewonnen: im Brief und in der Apokalypse, im Evangelium und der Apostelgeschichte. Doch schon vor diesen schriftlichen Dokumenten gabe es festgeprägte Traditionsstücke, die vorliterarische Formen. Sie sind zu erkennen an:

Zitationsformeln
Heraustreten eines Textes aus seiner Umgebung durch Formhaftigkeit oder poetische Stilelement wie rhytmische Gliederung, strophischen -Aufbau, Relativ- oder Partizipialstil
Auftreten einer Terminologie, die von der des Verfassers abweicht
Theologische Vorstellungen ,die von der des Verfassers abweicht
Die Wiederkehr derselben, eventuell leicht abegwandelten formelhaften Wendungen oder   Aussagen bei verschiedenen Autoren
GEdanken, die über den Zusammenhang auffällig hinausgehen und besonders streng und ge -  schlossen formuliert sind
Grammatische Inkorrektheiten und stilistische Härten

1.Pistisformeln
Die Pistisformel formuliert das in der Vergangenheit liegende christologische Heilsgeschehen und verwendet daher meist den Aorist. Dabei sind drei Auspärgungen festzustellen, eine die nur die Auferweckung Jesu, eine, die nur seinen Tod und eine, die Tod und Auferweckung (Auferstehung) nennt.
1.1 Die Formel von der Auferweckung
Repräsentant: Röm109. Der Satz ist offenbar als prägnante Zusammenfassung des ganzen christlichen Glaubens verstanden worden. Der Glaube, daß Gott Jesus von den Toten erweckt hat, ist zugleich Glaube an den Gott, der Jesus von den Toten erweckt hat. Die Formel nennt nur daß Ereignis, gibt aber keine Deutung. Sie war nicht nötig, da für jüdisches Verständnis die Totenerweckung ein Geschehen der Endzeit war und die Formel damit ein eschatologisches Ereignis aussagte.
1.2 Die Formel vom Tode
Hier gilt es zwei Gruppen von Formeln zu unterscheiden: in der einen wird der Tod als Sterben (ajpoqanei`n), in der andern als Dahingabe (paradou`nai, dou`nai) bezeichnet.
Repräsentant der ajpoqanei`n-Gruppe ist Röm58: Daß Sterben für uns ist als Sühne oder als Stellvertretung verstanden.
Repräsentanten der (para-)dou`nai-Gruppe sind: Röm832, Gal14,220 Eph52,25.
Die Dahingabeformel deutet den Tod Jesu wie die Sterbeformel als Sühne bzw. als Stellvertretung und als einmaliges Ereignis der Vergangenheit. Doch hebt sie stärker als jene mit dem Verbum (para-)dou`nai die willentliche Aktivität des Handelnden und mit der Sohnesbezeichnung die enge Verbindung von Gott und Jesus hervor. Die Dahingabeformel repräsentiert ein fortgeschritteneres und komplexeres Stadium der Reflexion als die Sterbeformel.
1.3 Kombinierte Formeln
Repräsentant 1Kor143b-5:Die Formel ist sicher nicht viergliedrig, sondern zweigliedrig. Beide Glieder stehen formal Parallel. Das erste Glied bringt eine doppelte Deutung des Sterbens Christi: als für unsere Sünden geschehen als Sühnetod d.h. als Tilgung durch die Sünden kontrahierten Schuld, und ferne als nach den Schriften geschehen, als schriftgemäß, d.h. als dem im AT geoffenbarten Ratschluß Gottes entsprechend. Daß zweite Glied kennzeichnet durch die passivische Formulierung Gott als Subjekt der Auferweckung, gibt deren Datum an und bezeichnet sie ebenfalls als schriftgemäß. 1Kor153b-5 ist ein komplexes Gebilde und daß Ergebnis eines komplizierten traditionsgeschichtlichen Vorgangs. An ihren hohen Alter kann aber kein Zweifel bestehen. Inhaltlich erweist sie sich eindeutig als judenchristlich.
1.4 Herkunft und Sitz im Leben
Die Auferweckngsformel ist die älteste und geht zweifellos auf die palästinsche Urgemeinde zurück. Die Herkunft der Sterben- und der kombinierten Formel ist umstritten. Die Vorstellung vom stellvertretenden Sühnetod ist im hellenistischen Judentum nachzuweisen, auch der Verweis auf die Schrift und die Anspielung auf Jes5312 (Röm425) sind judenchristlicher Herkunft. Man wird daher annehmen, daß die kombinierten Formeln im hellenistischen Judenchristentum entstanden sind und daß hier der Ursprung der Sterbesformel zu suchen ist.
Die Pistisformeln haben ihren Sitz im Leben im Katechumenat. So sind die Pistisformeln katechetische Formeln.
2. Homologien
bezeichnen die formelhaften Wendungen oder Sätze im NT, die mit oJmologei`n eingeleitet oder als oJmologiva gekennzeichnet werden, sowie die, die durch gleiche Struktur und gleichen Inhalt sich verwandt erweisen auch wenn die Stichworte oJmologei`n und oJmologiva fehlen.
Die Person Jesu und seine gegenwärtige Würdestellung haben die Homologien zum Gegenstand.
Es lassen sich nach Form und Inhalt zwei Typen unterschieden: Kyrios-Homologien, die strukturelle Akklamation und die Gottessohn-Homologie, die strukturell Identifikationssatz ist.
2.1 Akklamation
kuvrioß *Ihsou`ß oder auch kuvrioß *Ihsou`ß Cristovß. Mit dieser Akklamation unterstellt sich die Gemeinde dem erhöhten Jesus als ihrem Herrn, proklamiert sie seine Herrschaft vor der Welt und vollzieht sie eine polemische Abgrenzung gegen die Ansprüche jedes anderen kuvrioß.
Ihr Sitz im Leben hat die Akklamation im Gottesdienst. Am hohen Alter der Formel kann kein Zweifel bestehen. Ihre Herkunft läßt sich nur bis in die heidenchristliche Gemeinde verfolgen.
2.2 Identifikationssatz
Diese Homologie ist keine Akklamation, sie antwortet auf die Frage wer Jesus ist. Diese Homologie identifiziert Jesus mit dem eschatologischen König, spricht als von seiner gegenwärtigen Würdestellung.
Sitz im Leben ist die Taufe; diese Homologie ist Taufbekenntnis.
Alter und Herkunft des Taufbekenntnisses sind nicht genau zu bestimmen. Es begegnet erst  in den jungen Schriften des NT, ist aber natürlich älter und ist judenchristlicher Herkunft.

3. Kerygmatische Formeln
Repräsentant:1Thes19b-10: Aufzählung der Topoi des gemeinchristlichen Missionskerygmas: Bekehrung zu dem einen Gott, Jesus und seine Auferstehung, Eschatologie. Daß Summarium ist inhaltlich judenchristlich und stammt aus dem hellenistischen Judenchristentum.
4. Liturgische Texte

4.1 Eine Personformel
Repräsentant Röm13-4: Die Formel handelt nur von der Person Jesu, in der ersten Zeile von seiner davidischen Herkunft, d.h. von seiner “genealogischen Qualifikation zum Messias, in der zweiten von seiner Einsetzung zum Gottessohn kraft seiner Auferstehung von den Toten. Die Formel rückt in die Nähe des Taufbekenntnisses, nur zeigt sie stärkere theologische Reflexion: die Art Gottessohnschaft (Adoption), die Art der Einsetzung (Auferstehung) und die Legitimation Jesu zu dieser Würde (davidische ABstammung) werden ausdrücklich erwähnt.
Sitz im Leben ist der Gottesdienst und ihre Herkunft stammt aus im hellenistischen Judenchristentum.
4.2 Ei|ß-Akklamation
Die ei|ß-Akklamationen sind eng verwandt mit der Kyrios-Akklamation. Die Christen haben vermutlich die ei|ß-qeovß-Formel aus der monotheistischen Missionspropaganda des hellenistischen Judentums, die ei|ß-kuvrioß-Formel dagegen aus er heidnischen Umwelt übernommen.
Repräsentant  ist 1Kor86: Der in strengem Parallelismus membrorum gebaute Text enthält zwei Elemente:1. eine dyadische ei|ß-Akklamation (“Einer ist Gott: der Vater... und Einer ist Herr: Jesus Christus”) und 2. zu jedem Glied eine doppelte Präpositionalwendung, die Gott als Schöpfer des Alls und Ziel der Sprechenden (= Christen, Erlösten), Jesus Christus als Mittler der Schöpfung und der Erlösung kennzeichnen. Die Akklamation selbst ist eine christliche ABsage an den Polytheismus und die Proklamation des Einen Gottes, der durch Jesus Christus zugänglich ist.
Eine triadische Komposition begegnet in Eph44-6. Ist keine vorliterarische Form, sondern eine Komposition des Verfassers.
Die christliche Heidenmission hat schon vor Paulus die dyadische  ei|ß-Akklamation verwendet. Derer ursprünglicher Sinn war die polemische, aber zugleich auch proklamatorische Abgrenzung gegen den Polytheismus.
4.3 Doxologien
Es gilt zu unterschieden zwischen Doxologien mit dovxa und den Eulogien mit eujloghto;ß.
Die Doxologie steht meistens am Ende eines Sinnabschnitts: Röm1136, Gal15, Eph321, Phil420 1Tim117, 616 2Tim418, den Briefschluß bildet sie in Röm1625ff, Jud24f und beziehen sich immer auf Gott.
Die Eulogien sind ebenfalls immer auf Gott bezogen. Repräsentanten sind Röm125,95 2Kor1131. Manche Briefproömien beginnen statt mit eujcairistw` mit einer hymnisch aus gebauten Eulogie 2Kor13 Eph13 1Petr13.
Beide Typen sind jüdischer Herkunft und preisen Gottes ewiges Wesen und erfahrenes Handeln.
4.4 Gebete
Die urchristlichen Gebete haben ihren Sitz im Leben natürlich nicht nur im Gemeindegottesdienst, sonder auch in der persönlichen Sphäre; aber die uns erhaltenen sind liturgisch geprägt.
4.5 Kultformeln des Herrnmahls
Viermal werden im NT die “Einsetzungewort” überliefert Mk1422-25, Mt2626-28, Lk2215-20,
1Kor1123-26, die, zumal in ihren älteren Fassungen Mk1422-25 und 1Kor1123-26, deutllich vom liturgieschen Brauch des Herrenmahls geprägt sind. Die beiden Texte stellen zwei literarisch von einaner unabhängigge Fassungen der selbsen Tradition dar. Die von Paulus zitierte Überleiferung sit nicht nur literarisch, sondern auch trditionsgeschichtliche älter als der Mk-Text.
4.6 Eingangslitrugie des Herrenmahls
1Kor1620b,22-23: Heiliger Kuß, Anathema, Maranatha, Gnadenspruch gehören zur Eingangsliturgie des Herrenmahls wie die Parallele Did106 zeigt. So ist in beiden Texten 1Kor1620b,22-23 und Did106 Fomulare einer Eingangsliturgie zu sehen.
4.7 Tauffeier
Repäresentatn Kol112-20:
4.8 Tauf- oder Ordniationsparänese
Repräsentant 1Tim611-16
5. Lieder
Das Urchristentum hat von Anfang an Lieder hervorgebracht 1Kor1426 Kol316 = Eph519 Apg1625. Was von den urchristlichen Liedern erhalten blieb, sind zufällige Reste, die mehr oder weniger kenntliche Zitate in lehrhafte oder paränetische Zusammenhänge der Briefliterartur oder der Apk eingelegt sind.
5.1 Zwei vorchristliche Liede sind das Magnificat Lk146-55 und das Benedictus Lk168-79, die Lukas als stilechte “eschatologische Hymnen jüdischer bzw. täuferischer Herkunft in sein Evangelium aufnahm..
5.2 Paulus zitiert in Phil26-11 eine vorpaulinisches Christuslied.
In 1Tim316  liegt ein Lied von sechs Zeilen vor. Die Reihenfolge der Substantive - Fleisch/Geist, Engel/Völker, Welt/Herrlichkeit - zeigt, daß es sich um drei Gegensatzpaare in chiastischer Anordnung handelt, daß also das Gedicht formal aus drei Doppelzeilen besteht. Die drei Doppelzeilen entsprechen den drei Akten eins altägyptischen Thronbesteigungsrituals, das sich als Schema in der hellenistischen Zeit nachweisen läßt: 1. Begabung mit göttlichem Leben, 2. Präsentation und 3. Einsetzung in die Herrschaft. Das Lied schildert also die Inthronisation Christi.
Bei 1Petr318-22 handelt es sich  um ein vom Verfasser bearbeitetes Traditionsstück. Das Lied schildert in Vorstellungen, die denen von Phil26ff und 1Tim316 verwandt sind, den Weg Christi in der zeitlichen Reihenfolge seiner Station und legt den Akzent auf die Erhöhung und die Herrschaft über die Mächte.
Auch Kol112-20 ist ein liturgisches Stück wobei Kol115-20 ein glossiertes Lied ist. Die erste Strophe preist den Präexistenten als Mittler der Schöpfung, die zweite den Postexistenten als Mittler der Versöhnung.
In Hebr13 singt´s ebenfalls als Vierzeiler. Aber der empfindliche Stilbruch nach der zweiten Zeile und das unvermittelte Auftreten der Motive der Sündentilgung und der Thronbesteigung lassen an der Integrität des Liedes zweifeln..
1Petr221-24 ein vorgeformtes poetisches Traditionsstück, das der Verfasser glossiert und der Mahnung angepaßt hat. Es nimmt eine Sonderstellung ein, da es ausschließlich vom Leiden Christi handelt, Präexistenz und Menschwerdung, während Erhöhung und gegenwärtige Würde dagegen nicht berührt werden.
5.3 Sitz im Leben der Lieder ist der Gottesdienst. DAß einzelne Lieder noch einen spezielleren Bezug hatten, ist wahrscheinlich oder jedenfalls möglich. Kol115-20 dürfte einen Bezug zur Taufe haben.
5.4 Weniger sicher sind die Lieder oder Liedfragmente in Röm1133-36 Eph13-14,20-23, 29-10,14-18 Kol29-15 Heb55-10,71-3,26-28Zitati von Traditionsstücke oder Bildungen des Autor(in)s sind.
6. Paränese
Vom allen bisherigen Gattungen unterscheidet sich die Paränese dadurch, daß sie keine knappe, geschlossene und abgerundete Form bildet. sonder eine unabgeschlossenen Traditionsstoff von Sittenregeln darstellt, der aber doch durch bestimmte Formmerkmale gekennzeichnet ist. Paränese ist ein Text der Mahnungen allgemein sittlichen Inhalts aneinanderreiht. Gewöhnlich richten sich die Sprüche an eine bestimmte Adresse oder haben die Form des BEfehls oder Aufrufs, das unterscheidet sie von der bloßen Sentenzen-Sammlung.
6.1 Formen der Paränese
Unterschied zwischen Paränese und andersartiger ethischer Mahnung in Röm12,13 und
Röm141-1513. In Röm141-1513 ein einziges Thema, ein Konkretes und aktuelles Problem der römischen Gemeinde (Streit des Starken und Schwachen über die Erlaubtheit von Fleischgenuß. In Röm12 und 13 eine Fülle von Themen, die keinen aktuellen Anlaß haben, die als knappe ohne strenge Disposition lose aneinandergereiht - nur Röm131-7 bildet eine größere thematische Abhandlung (Verhältnis zur Obrigkeit) - und so allgemein gehalten sind, da´sei nicht nur für die römische, sondern für jede Gemeinde passen: das ist Paränese.
Paränese begegnet im Corpus Paulinum:
6.2Formmerkmale:
Keine ausführlich begründeten ethischem Entscheidungen, sondern kurze Gebote oder Aufrufe sind das auffälligste Merkmal. Das andere Merkmal ist die lose Aneinanderreihung der einzelnen ERmahnungen und Sprüche, ohne Disposition. Zur besseren Merkfähigkeit wird öfter die Stichwortverknüpfung verwendet, so daß Spruchreihen oder Spruchgruppen, wenn Sprüche thematisch verbunden sind, entstehen.
Wenn einzelne Sprüche thematisch zusammengestellt werden, so kann auch das Thema eines einzelnen Spruches Gegenstand einer “Abhandlung” werden, die es erläutert und anwendet. Dies wird “ausgeführte Paränese” genannt. Jak21-13 und auch Röm131-7 vgl Tit21-13 1Petr213ff.
Tugend- und Lasterkataloge Unmittelbar neben einander stehen die beiden Kataloge nur in Gal519-23, wo die Laster als Werke des Fleisches und die Tugenden als Frucht des Geistes genannt werden. Kol35-8 (Lasterkatalog) und Kol312-14 (Tugendkatalog)
Weitere Tugendkataloge Eph42-3 Phil48 1Tim412 2Tim222,310 1Petr38 2Petr15-7
Weitere Lasterkataloge Röm1313 1Kor510-11, 69-10 2Kor1220-21. Eph431, 53-5 1Tim19-10, 64 2Tim32-4
Haustafeln: Zusammenstellung von Pflichten der einzelnen Angehörigen eines Hauses - Gatten, Eltern, Kinder, Sklaven - zueinander und zur Umwelt. Älteste nt-liche Haustafel Kol318-41 , parallel  dazu Eph522-69, dann 1Petr218-312 1Tim28-15 Tit21-10.
6.3 Herkunft
Die urchristliche Paränese ist keine christliche Schöpfung, sie hat nicht nur Parallelen in der jüdischen und hellenistischen Umwelt, sondern sie hat dort ihre Wurzel, in der jüdischen Weisheitstradtion  und in der hellenistischen Popularphilosophie. Tugend- und Lasterkataloge sind eine geläufige form in der popularphilosophischen Paränese. Die Haustafeln haben ihre Wurzeln in der popularen Morallehre der Stoa und des hellenistisch-jüdischen Propagandaliteratur.
6.4 Aufnahme und Sitz im Leben
Die schriftliche Paränese ist die Erinnerung und Wiederholung der mündlich “überlieferten” Paränese. Zweifellos spielte sie im Taufunterricht der Katechumen eine große Rolle; sie war aber nicht auf ihn beschränkt.

Meist im Schlußteil von Briefen:
Gal513-610
Eph41-6
Phil44-9
Kol35-46
1Thes41-12, 51-12

Der erste Thessalonicherbrief
1. Die Gründung der Gemeinde
Der älteste erhaltene Paulusbrief und somit die älteste erhaltene Schrift des Urchristentums ist dieser Brief an die Gemeinde in Thessalonike. Auf der sogenannten zweiten Missionsreise in der zweiten Hälfte des Jahres 49 von Philippi dorthin gekommen und war die zweite Gründung einer paulischer Gemeinde auf europäischem Boden.
Apg171-10 gibt eine dramatische Schilderung der Vorgänge bei der Gemeindegründung: Paulus predigt an drei Sabbaten in der Synagoge und verkündigt die Messianität Jesu und gewinnt wenige Juden, aber sehr viele gottesfürchtige Hellenen. Die Juden werden eifersüchtig wegen des ERfolgs und wollen die unerwünschten Konkurrenten ausschalten und erheben Anklage auf politisch subversive Agitation in der ganzen Oikumene. In der folgenden Nacht Flucht aus der Stadt. Diese Schilderung folgt dem lukanischen Schema (Anknüpfung an die Synagoge, Erfolg bei den “Gottesfürchtigen”, Eifersucht der Juden und Verfolgung) und ist zeitlich gerafft: auf einige Monate wird man die Wirksamkeit des Paulus in Thessalonike schon schätzen müssen. Apg173 ist das lukanische Schema der Missionspredigt an Juden und stimmt schlecht zu dem , was Paulus selbst darüber sagt 1Thess19-10: Summarium der Missionspredigt an die Heiden. Die Gemeinde setzte sich nach 1Thess19, 214, 43ff religiös mehr aus ehemaligen Götzendienern als aus Gottesfürchtigen zusammen und sozial nach 2Kor82 aus armen Leuten. Als Paulus Thessalonike verließ, bestand dort eine offenbar nicht unbeträchtliche, jedenfalls sehr lebendige Gemeinde
1Thess12ff, 213 an der er mit Liebe hing und die er bald wiederzusehen hoffte 1Thess217ff. Da dieser Wunsch unerfüllt blieb sandte er zuerst den Timotheos und  nach dessen Rückkehr den Brief 1Thes31-10.

2. Inhalt und literarischer Charakter des 1Thess
1Thess11 Präskript
1Thess12-313 Proömium
= 1. Teil
 1Thess12-10 Danksagung für den Stand der Gemeinde und Versicherung des Gedenkens
 1Thess2-1-12 Erinnerung an die Wirksamkeit des Paulus (“Apologie”)
 1Thess213-16 Dank für die Standhaftigkeit der Gemeinde in einer Verfolgung
 1Thess217-35 Sehnsucht des Paulus und Sendung des Timotheos
 1Tess36-10 Freude über die von Timotheos gebrachten gute Nachrichten
 1Thess311-13 Fürbitte
1Thess41-522 Paränese
2.Teil
 1Thess41-12 Sittliche Ermahnung (Stichwort “Heiligung”)
 1Thess413-18 Belehrung über das Schicksal verstorbener Christen
 1Thess51-11 Mahnungen zur Bereitschaft für die nahe Parusie
 1Thess512-22 Mahnungen für das Gemeindeleben
1Thess523-28 Briefschluß

Auffällig ist, daß 1Thess1-3 keiner sachlichen Disposition folgt, sondern daß die wiederholten Motive der DAnksagung und des Gedenkens den Aufbau bestimmen 1Thess12ff, 213ff und die Fürbitte 1Thess311-13 diesen Teil abschließt, so daß 1Thess12-313 als Proömium anzusprechen ist. WEiterhin auffällig ist, daß nur 1Thess217-310 konkrete briefliche Korrespondenz enthält.  ein solches Proömium ist singulär unter den echten Paulusbriefen, nur Eph1-3  ist eine Entsprechung.
Judenpolemik 1Thess215-16: Parallelisierung der Verfolgung der Thessalonicher durch die Heiden mit der VErfolgung der Urgemeinde in Jerusalem, Formulierung mit  den Schlagworten christlicher und heidnischer Judenfeindschaft.
Apologie 1Thess21-12: Ist dieser Katalog er Verdächtigungen konkret gegen ihn erhoben worden? Durch die Juden von Thessalonike? Wie sollten sie Einfluß in der Gemeinde haben? Heiden? Auch die haben ja die Gemeinde nicht im Inneren attackiert. Bestreitung der Apostolizität bzw. Legitimität Pauli finden sich im ganzen Thessalonicherbrief nicht. Debelius hat gezeigt: Die Wirksamkeit christlicher Missionare glich in vielem der philosophischen und religiösen Propaganda der damaligen Zeit: Notwendigkeit der christlichen Missionare, sich gegen die Wanderpropheten, Schwindlerpropheten und Zauberer abzugrenzen. Die Apologie ist keine Polemik gegen konkrete Gegner, sonder Abgrenzung gegenüber ähnlich Erscheinungen in der Umwelt.
Paränese 1Thes41-522: daß sie sich gleich an das Proömium anschließt gibt´s nur im 1Thess!
Belehrung 1Thess413-18 in Paränese eingebettet. Akzent liegt nicht auf der Belehrung über eschatologische Ereignisse, sondern auf Tröstung für die Gegenwart. An sich ist das eine kleine Apokalypse. Das Herrenwort in 1Thes416-17 nicht wörtlich zitiert, sondern ein Agraphon.
3. Veranlassung und Zweck des Briefs
Der Brief ist Ersatz für die persönliche Anwesenheit und Aussprache. die erneute Kontaktaufnahme, dient dem Eingehen auf Nachrichten und Anfragen Die Nachrichten betrafen die vorbildliche Haltung der Gemeinde, die Antwort ist die breit angelegte Danksagung. Paulus entwickelt hier erstmalig den GEdanken der Auferstehung der Christen, den offenbar in seiner Missionspredigt nicht bemüht hatte: Die VErstorbenen sind nicht vom Heil ausgeschlossen, sondern werden auferweckt und zusammen mit den Lebenden entrückt. Vielleicht brachte Timotheos auch die Nachricht von Spannungen oder beginnenden Spannungen mit vgl. 1Thess513.
4. Zeit und Ort der Abfassung
Differenzen zwischen 1Thess und Apg17, Apg weiß nicht daß Timotheos von Paulus in Athen nach Thessalonike gesandt worden war, trotzdem: ist die Abfassung in Korinth50/51 ziemlich sicher

Der zweite Thessalonikerbrief
1. Aufbau und Inhalt
Weitgehend wie 1Thess, eschatologische Ausführungen innerhalb des Proömiums.

2Thess11-2 Präskript
2Thess13-12 Proömium
 2Thess21-12 Apokalyptische Belehrung über die Vorzeichen des Endes
 2Thess213-35 Danksagung, Fürbitte und Mahnung
 2Thess36-15 Mahnungen
  2Thess36-12 Kirchenzucht gegen Unordentliche und Arbeitsscheue
  2thess313-15 Mahnungen an die treuen Gemeindeglieder
2Thess316-18 Friedenswunsch und eigenhändiger Briefschluß

Der Abschnitt 2Thess21-12 ist zentral! “Um dessentwillen wurde der Brief geschrieben!” Kleine Apokalypse, belehrt den Leser über die Bedingungen vor dem Tag des Herrn: 1. Eintreten des Abfalls, 2. Auftreten es großen Widersachers, dessen Erscheinen aber durch deine retardierende Größe verhindert wird, 3. Beseitigung dieses “retardierenden Faktors”: Beseitigung des Katechon, Auftreten des Widersachers, dann erst der Tag des Herrn, die Parousie.
Dies setzt voraus, daß die Adressaten wissen, was dieser Katechon meint, beim Widersacher handelt es sich im wesentlichen um die Gestalt, wie sei im Anschluß an 1Joh218,22 u.a. Antichrist genannt wird.
 Modell: Jüdische Eschatologie, mystische Vorstellung von einem urzeitlichen GEgner Gottes, der besiegt und gebunden wurde, in der Endzeit aber zum Kampf gegen Gott und die Seinen antreten wird. Diese ursprünglich mythische Figur (Schlange, Drache) wurde zum Repräsentanten des Teufels vergeschichtlicht.
Unsicherheit bei der Deutung des “Katechon”: 1. das römische Reich, 2. Cullmann: katechon sei das Evangelium, katechon der Apostel, 3.  mythologische Deutung: göttliche oder himmlische Macht.
Obwohl unklar ist, wen der Verfasser dabei genau im Auge hat, wird doch mythologisches Verständnis dem Text und der in ihm verarbeiteten Tradition am ehesten gerecht - meint jedenfalls Vielhauer.
2. Abfassungsverhältnisse
Gewisse Leute behaupten Der Tag des Herrn ist da, sie beriefen sich auf pneumatische Aussagen christlicher Propheten, die Verkündigung und einen echten oder fingierten Brief des Paulus. Offenbar gaben sie in Erwartung der bevorstehenden Parousie ihre Erwerbsarbeit auf, vgl 2Thess36-15.
Frage nach der Übersetzung vo ejnevsthken hJ hJmevra tou` kurivou der Tag des Herrn ist da so die gnostische Interpretation oder sie steht unmittelbar bevor, Vielhauer.
Zweck des Briefes ist die Besänftigung des Enthusiasmus und die Mahnung, die Erwerbsarbeit wieder aufzunehmen. Kurze Berufung auf eingehändige Unterschrift, allerdings seltsam,, daß der Apostel sich nicht schärfer gegen ein “Plagiat” zur Wehr setzt!

3. Echtheitsfrage
1801 erstmals Verdacht der Nichtechtheit geäußert:
3.1 Eschatologie
2Thess21-12 wurden als unpaulinisch empfunden wegen der Ferne der Parousie, der Antichrist hat sonst keine Parallele in Paulusbriefen. Aber in2Thess23ff liegen traditionelle Motive jüdisch-christlicher Apokalyptik vor, keine Neubildung. Die Spannung wir der geänderten seelsorgerlichen Situation erklärt: Beide Vorstellungen seinen in der Urchristenheit beide vorhanden gewesen. Stofflich gibt 2Thess2 also keine Grund zum Unechtheitsverdacht - wohl aber die Tendenz der Perikope, die Naherwartung zu dämpfen.
3.2 Das literarische Verhältnis
Der ganze Inhalt von 2Thess (= II), abgesehen von 2Thess15-10 und 2Thess21-12,  finden sich auch  in 1Thess (= I). zufall? Kaum! die VERschiedenheit der Gemeindesituationen zwischen I und II nötigen eigentlich dazu, zwischen I und II einen nicht unbeträchtlichen Zeitraum anzusetzen, die enge literarische Abhängigkeit jedoch dazu ihre Abfassungszeiten so nahe wie möglich aneinanderzurücken?!
3.3 Leserkreis
Harnack: II sei an judenchristliche Minorität in Thess gerichtet gewesen, I an alle. Aber: Paulus hätte die Existenz eine judenchristlichen Sondergruppen niemals geduldet!
Dibelius: I sei an die Gemeindeleiter, II an die Gesamtgemeinde gerichtet. Aber: I soll doch nach 1Thess527 im Kult verlesen werden. Mahnung zur Achtung der Gemeindeleiter in I1512! Anordnung zur Kirchenzucht II3614f!
II n andere Gemeinde gerichtet als I. Polykarp von Smyrna spricht von “Briefen an die Philipper”. unter der Annahme II sei in Wirklichkeit ein Philipperbrief, scheinen die literarischen Schwierigkeiten sich auflösen. Aber II setzt früheren Paulusbrief voraus, der nur wegen der Formulierung II22,15, I sein kann!
3.4 Akzentverschriebungen
II VErlagerung auf den Moralismus

3.5 Abschluß
Es liegt nahe II als unecht anzusehen: 1. Enge literarische VErwandtschaft bei sachlicher Differenzen bei der Behandlung derselben theologischen Themen. 2. Auffällige Vorsicht in der Polemik gegen die BErufung auf einen Brief, “der angeblich von uns geschreiben ist”. Sollten schon zu Lebzeiten des Paulus fingierte Briefe von ihm existiert haben? Sollte er sich nicht energischer dagegen zur Wehr gesetzt haben. Die Existenz solcher Pseudopaulinen weist aber eindeutig wie alles andere in die nachpaulinische Zeit. Selbst die Tempelschändung sei, so Vielhauer, ein Topos, der sich auch noch in den Apokalypsen nach der Zerstörung Jerusalems durchgehalten hat.

4. Entstehung
Der Paulusschüler schreibt als Paulus, um “Paulus den Schwärmern zu entreißen”. 2Thess ist kein wirklicher Brief sondern eine polemische Schrift in brieflicher Form: Ein Traktat mit bestimmter Abzweckung. Bei Polykarp von Smyrna erstmals zitiert, paulinische Gemeinde Makedoniens oder Kleinasiens als Entstehungsort. Terminus ad quem: Poylkarpbrief ~110. Keine Spuren schwerer Christenverfolgung, also nicht allzunahe an der Apk, paulinische Autographen offenbar nicht mehr vorhanden, also einige zeit nach Palui Tod:
ca. 80. Er zeigt exemplarisch die Strukturelemente der Deuteropaulinen: Ausspielen Pauli als die Autor(in)ität. aktualisierende und modifizierende Weiterbildung paulinischer GEdanken, kritische Aufnahme anderer Traditionen.
Der Galaterbrief
1. Die Empfänger

1.1 Argumente für die Provinzhypothese
-Paulus gebrauche zur Bezeichnung für die von ihm durchreisten Gebiete die römischen Provinznamen, aber stimmt nicht Syrien Gal121, neben Juda, das eigentlich dazugehört.
- Manche Stellen des Galaterbrief (Gal32-3) sprechen von gebürtige Juden in den Gemeinde, die gab es aber nur im Süden, da der Norden keltisch war. Aber die Gesamtheit der Gemeinde ist gemeint.
_ Die Kollekte wurde nach 1Kor161 in den Gemeinden Galatiens eingesammelt. Aber Apg204 er-wähnt nur Lystra und Derbe.
1.2 Argumente für die Landschaftshypothese
-Der zeitgenössische, auch offizielle Sprachgebrauch spricht von hJ Galativa und bezeichnet damit die Landschaft, nicht wie heute unter Historikern oft abkürzend die Provinz.
- Die keltischen Galaterstämme hielten einiges auf ihre Herkunft. also dürften sich die Einwohner der südlichen galatische Provinz, zu der mehr gehörte und die einen langen Namen hatte, kaum als “Galater” anreden lassen.
- Der Sprachgebrauch Pauli spricht für die Landschaftshypothese, da er keinesfalls nur Provinznamen verwendet.
1.3 Datierung
ist von der Wahl zwischen der Provinzhypothese und der Landschaftshypothese abhängig.
1.4 Paulus und die Gemeinden Galatiens
Aus der Apostelgeschichte geht hervor, daß Paulus auf der zweiten Missionsreise in der Landschaft Galatien Gemeinden gegründet und auf der dritten wieder besucht hat. Paulus war krank, ob dies nur die begleitenden Umstände seiner Missionstätigkeit waren, oder der eigentliche Anlaß, weil er deshalb seine Reise unterbrechen mußte, bleibt unentschieden. Die Reise war trotz ajsqevneia th`ß sarkovß ein Erfolg. Im Galaterbrief finden sich auch Indizien, daß Paulus vor der Abfassung nochmals in Galatien war: Gal413: Paulus überrascht, daß nach Gal16-7 die Galater “so schnelle abgefallen seinen”. Dies setzt einen längeren Zeitraum, zwischen einem ersten und einem zeiten Besuch voraus, meint Vielhauer. Dieser Aufenthalt sei mit Apg1823 gleichzusetzen. Die Gründung also ca.49, der zweite Besuch frühestens 52 oder 53.

2. Abfassungsverhältnisse
Auf der sogenannten dritten Missionsreise ist der Galaterbrief verfaßt worden. Gründe für ein Spätdatierung wegen des Inhalts nahe an den Römerbrief oder wegen der gleichen Frontstellung  nahe dem 2Kor, sind nicht stichhaltig. Die Rechtfertigungslehre “ist dem Apostel nicht erst während jenes Winters in Korinth eingefallen”. Der Galaterbrief macht den Eindruck, nicht lange nach dem letzten Besuch des Apostels geschrieben worden zu sein. Alles spricht dafür, daß er während es 2-3jährigen Aufenthalts in Ephesus geschreiben worden sei, also zwischen 52 und 55.
3 Aufbau und Eigenart
Gal11-5 Präskript
Ga16-10 Tadel und Drohung
Gal111-221 1. Hauptteil. Der göttliche Ursprung des paulinischen Evangeliums, nachgewiesen an der historisch kontrollierbaren Unabhängigkeit des Paulus von den Jerusalemer Autor(in)itäten
 Gal111-14 Das vorbildliche Verhalten des Paulus
 Gal115-24 Das selbständige Wirken des Heidenapostels von seiner Berufung bis zum Apostelkonvent
 Gal21-10 Der Erfolg des Appells auf dem Apostelkonvent
 Gal211-21 Der Streit mit Petrus in Antiochien
ab Gal215 Übergang von der historischen zur theologischen Darlegung
Gal31-512 2. Hauptteil. Rechtfertigung aus Glauben und Freiheit vom Gesetz
 Gal31-411 1. Gang
  Gal31-5 Persönlicher Appell an die Geisteshaltung der Galater
  Gal36-18 Schriftbeweis: Abraham als Zeuge der Glaubensgerechtigkeit
  Gal319-25 Der heilsgeschichtliche Sinn des Gesetzes
  Gal326-47 Die Freiheit der Söhne Gottes
  Gal48-11 Warnung vor dem Rückfall
 Gal412-512 2. Gang
  Gal412-20 Persönlicher Appell, Erinnerung an die Gründung der Gemeinde
  Gal421-31 Schriftbeweis: Sara und Hagar als Bild für das entweder- oder von Freiheit und Knechtschaft
  Gal51-12 Aufforderung, die Freiheit vom Gesetz zu bewahren
Gal513-610 3. Hauptteil. Paränese
 Gal513-25 Freiheit vom Gesetz und Wandel im Geist
 Gal526-610 Einzelermahnungen
Gal611-18 Eigenhändiger Briefschluß
 
Der Galaterbrief ist von Zorn, Ironie und Sarkasmus bestimmt: ein als Kampfbrief konzipierter Rundbrief, der zu einem Lehrbrief geworden ist, “aktuelle Korrespondenz und doch von systematischer Geschlossenheit”.

4. Die Gegner
4.1 Angaben des Galaterbriefs
Was die Gegner lehren und fordern, nennt Paulus “Werke des Gesetzes” Gal32,5 , “durch das Gesetz gerechtfertigt werden” Gal54. Konkret: sie Fordern die rituelle Beschneidung als Bedingung des Heils und die kultische Beachtung bestimmter Festzeiten. Paulus kennzeichnet sie als christliche Nomisten, die ein anders Evangelium predigen, offenbar die Übernahme des Gesetzes als Voraussetzung für das Heil.
Aus Gal53 “... daß er verpflichtet ist das ganze Gesetz zu tun” lesen einige moralische Laxheit, andere Libertinismus heraus.
Was Paulus in Gal53 den Galatern sagt, ist nicht etwa die unbekannte Neuigkeit, daß Beschneidung auf das Gesetz verpflichtet, sondern: Wenn schon, denn schon - auch keine Kompromisse, wie sie den Diasporajuden zugestanden wurden.
Manche Exegeten lesen aus den Ausdruck stoicei`a ein Stichwort der Gegner heraus, eine Propagierung er Verehrung der Weltelement. Dies geht aber nicht aus dem Brief hervor, denn diese Feststellung wäre dann ja nicht gerade eine Pointe er Erkenntnis, wenn Paulus den Galatern nur vorwirft, was sei sowieso schon wissen und wollen. Auch die früherer Religion der Galater war, so die Archäologie, keine Elementenkult, dies also kein Rückfall im genannten Sinne.
Es geht nur hervor: Paulus bezeichnet das Verhalten der Galater als Rückfall in ihr früheres Heidentum und qualifiziert dies als Elementendienst ab, Gal48ff ist also keine religionsgeschichtliche Charakteristik, sondern ein theologisches Urteil.
Paulus übernimmt die spätjüdische Vorstellung von der Gesetzgebung durch Engel, aber im Gegensatz zur Tradition mit dem Ziel, den nichtgöttlichen Ursprung des Mosegesetz herauszustellen. Engel sind für ihn “Götter, die von Natur keine sind” Gla48. Beides Gesetz und Engel subsumiert er unter dem Begriff “Elemente der Welt”.
Bestreitung des Apostolats des Paulus Gal11,11-12: Diese sei “nach Menschenart”, Paulus sei kein Offenbarungsempfänger des Messias Jesus gewesen, können sich daher nicht mit den Jerusalemern messen. Paulus verteidigt sich  mit der Unabhängigkeit von den Jerusalmer Autor(in)itäten, indem er seine Gleichrangigkeit mit ihnen betont und den Offenbarungscharakter seiner Botschaft, die von den Jerusalmer Säulen anerkannt worden seien.
4.2 Historische Einordnung
Mehrere Hypothesen
4.2.1 Die Gegner sind Judenchristen streng gesetzlicher Observanz, sogenannte “Judaisten”, im Gegensatz zu den weniger strengen Judenchristen.. Sie seien sogar Teil einer großangelegten judaistischen Gegenmission gegen Paulus, organsiert von Petrus, die auch in Korinth und Philippi ihre Spuren hinterlassen hat. Aber: Die Lage ist viel komplizierter, Antithese Paulinismus-Judaismus ist zu einfach. Paulus und Jakobus sind kaum dafür verantwortlich, selbst wenn sich einige auf die Jerusalemer Urapostel berufen sollten.
Man hat Verbindung gelegentlich ganz geleugnet (“falsche Brüder” auf dem Apostelkonzil Apg24)
Beschnittene Heidenchristen des vorpaulinischen Typs
Antiochenische Heidenchristen, die sich auf die Seite des Petrus geschlagen haben.
Problemanzeige: Wie ist das Verhältnis der Paulusgegener zu den Jerusalemer Uraposteln? Sie werfen Paulus vor, sein Apostolat sei nach “Menschenart” Gal11,11-12
4.2.2 Zweifrontenhypothese: Einerseits judaistische Nomisten, andererseits pneumatische Libertinisten ( Gal515,17 deutet eine Spaltung auch unter den Gegnern Pauli an), Lasterkatalog als Beweis für das Vorhandensein von Libertinisten. Aber: Wo Libertinismus auftrat, hat  Paulus viel stärker gekämpft. Paränes ist ebenso niemals aktuell motiviert. Und: Paulus wechselt nie die Adresse, sondern redet allgemein von der Gemeinde in Galatien.
4.2.3 Pauli Gegner seien nur pneumatische Libertinisten gewesen (These Schmidthals). Judaisten habe es überhaupt nicht gegeben. Schmidthals meint, Paulus sei nur ungenügend über seine wahren Gegner informiert gewesen, darum habe diese Hypothese so wenig Anhalt im Galaterbrief selbst. Aber: “Die Prämisse: Paulus ist schlecht informiert, Schmidthals aber ist bestens informiert, und zwar durch den Galaterbrief des schlecht informierten Paulus, ist indiskutabel”

5. Schluß
Judaistenhypothese bietet beste Erklärungsmöglichkeit, nicht in der “klassischen Ausprägung”, sondern unter Anerkennung er erwähnten Unsicherheiten:: es ging um den Versuch einer judenchristlichen Richtung (und ihre Anhänger unter den Heiden), das jüdische Gesetz auch für die Heidenchristen verbindlich zu machen, dies geht aus den Quellen eindeutig hervor. Ob es mehr als ein Analogon zu den Vorfällen am Apostelkonzil oder in Antiochia war Gal211-14, d.h. auch personelle Verbindungen gab, ist unsicher.
1. Korintherbrief
1.Aufbau und Inhalt

1Kor11-3 Präskript
1Kor14-9 Porömuim
1Kor110-421 Parteienstrietigkeiten
 1Kor110-17 Die Sachlage
 1Kor118-25 Die Torheit der Kreuzespredigt
 1Kor26-16 Die Weisheitspredigt des Paulus
 1Kor3 Die Torheit des Parteienwesens
 1Kor4 Persönliche Auseinandersetzung
1Kor5-6 Sittliche Mißstände in der Gemeinde
 1Kor51-8 Ein Fall von Bllutschande
 1Kor59-13 Stellung zu den Unzüchtigen überhaupt
 1Kor61-11 Prozessieren von Christen vor heidnischen Gerichten
 1Kor612-20 Unzucht
1Kor7 Beantwortnug von Fragen asketischer Tendenz
 1Kor71-24 Ehe, Ehelosigkeit, Scheidung
 1Kor725-38 Über die “Jungfrauen”
 1Kor739-40 Über Wiederheirat vor Witwen
1Kor81-111 Fragen betreffs Genuß von Götzenopferfleisch
 1Kor8 Antwort unt dem Gesichstpunkt der Liebe, nicht der Erkenntnis
 1Kor9 Exkurs: Paulus als Vorbild des Rechtsverzichts
 1Kor101-111 Theologische Behandlung der Frage
  1Kor101-13 Das warnenede Beispiel der Wüstengeneration
  1Kor1014-22 Opfermahl und Herrenmahl
  1Kor1023-111 Freiheit, Gewissen und Liebe
1Kor112-34 Mißstände in der Gemeindeversammlung
 1Kor1112-16 Verschleierung der Frauen beim Gottesdienst
 1Kor1117-34 Mißstände betreffs Geistesgaben
1Kor12-14 Fragen betreffs Geistesgaben
 1Kor121-3 Das Kennzeichen des Geistes
 1Kor124-31 Die Einheit der Kirche
  1Kor124-11 Der einheitliche Ursprung der Charismen
  1Kor1212-27 Die Kirche als der Leib Christi
  1Kor1228-31 Anwendung
 1Kor13 Die Liebe als Kritik und Norm aller Charismen
 1Kor14 Der Aufbau der Kirche als Aufgabe dre Charismen, exemplifiziert am Zungenreden und Prophezeien
1Kor15 Die Auferstehung der Toten
 1Kor151-11 Grundsätzliche Einleitung
 1Kor1512-34 Das Daß der Totenauferstehung
 1Kor1535-58 Das Wie der Totenauferstehung
1Kor161-18 Persönliche Mitteilungen
 1Kor161-4 Anordnung über die Kollekte
 1Kor165-9 Reisepläne
 1Kor1610-11 Empfehlung des Timotheos
 1Kor1612-18 Mitteilungen über Mitarbeiter
1Kor1619-24 Briefschluß
 1Kor1619-20 Grüße
 1Kor1621-24 Eigenhändiger Gruß des Paulus

Paulus hat schon vor dem 1Kor ein Schreiben nach Korinth gerichtet 1Kor59, das vor Unsittlichkeit warnte und nun pärzisiert wird. Häufiger Themenwechsel, aber gewisser einheitliche Faden durch Kreuzestheologie unter ethischem und ekklesiologischen Aspekt  und Bezug auf gemeinchristliche Formeln:

2. Anfänge der Gemeinde

2.1 Apostelgeschichte
Paulus kam aufder zweiten Missionsreise nach Korinth, um ca. 50. Nach Apg181-18 trifft er dort Aquila und Priscilla, lebt und arbeitet bei ihnen als Zeltmacher. Beginnt die Mission in der Syagoge, trennt isch aber von iht, als der jüdischeWiderstand dagegen zu groß wurde Apg186., Apg1346. Paulus setzt seine Missionstätigkeit  in einen am die Synagge angrenzeden Haus, das dem Titius Justus, einem Gottesfürchtigen, gehört, fort. Der Sysagogenvorsteher Cripsus und sein Haus werden Christen, darurch kommt es zur BEkehrun vieler Karinther. In der Gallioszene Apg1812-17 erheben die Juden Anklage gegen Gallio wegen gesetzeswidriger Religionspropaganda, sie werden aber von den Römern abgewisen und der Synagogenvorsteher Sosthenes wird vom Mob verprügelt. Die Dauer der Wirksamkeit Pauli: ca, eineinhalb Jahre.
2.2 Innergemeindliche Verhältnisse
Nicht viele Vornehme,  die meisten aus dem Heidentum. Die Reichen hatten eine wichtige Stellung, da sie ide Häuser zur Verfügung stellten 1Kor1120ff. Paulus spricht von vielen Kranken und Todesfällen, dies setzte eine gewissen Größe voraus und di Notwendigkeit einer organistatorischen Ordnung. Nach PalusWeggang ging die Mission durch Apollos und (den Anhängern des) Kephas weiter, was zu Spannungen führte.

3 Die Veranlassung des 1Korintherbriefes
3.1 Hellenistischer Pneumatismus
Hochgesteigertes Bewußtsein dre Geiserfahrung und es Geistbesitzes, das den Pneumatikern unmittelbat mit dem erhöhten Christus verbindet und ihn dfager über die welt und irdische Dinge erhebt. Dies reif bei anderen Minderwertigkeitsgefühle uund widerspruch hervor. Pneumabesitz verlieh besondere “Weisheit” und Erkenntnis 1Kor128,122,21,81, d.h. die erlösende Gnosos. Für den Pneumatiker ist das Fleich Vergänglichkeit und das ewige Leben Gegenwart. Daher auch die Leugnung der leibliche auferstehung 1Kor48. Sie ist im Pneuma bzw in der Gnosis schoon vorweggenommen, vielleicht auch in der Taufe (Vikariatstaufe stellvertretend für Angehörige
1Kor1521) Offenbar magischs Sakramentsverständis: sie feine angeblich vor dem Tod, wogegen Paulis polemisiert 1Kor101ff. Die Pneumatiker wähnten sich frei von den Pflichten der Welt pavnta (moi) e[xestin ist das Stichwort 1Kor612,1023.
3.2 Asketische Richtung
Sie negiert die Sexualität: Ehen werden aufgelöst und verneint. Dieses Problem wurde Paulus zur Lösung vorgelegt.
Ein weiteres Problem ist die Einstellung der Straken und der Schwachen zum Götzenopferfleisch.
3.3 Parteiungen in Korinth
Paulus setzt sich nicht mit den einzelnen Inhalten der Parteine auseinander, sondern bekämpft das Parteientreiben grundsätzlich 1Kor110-421 und spricht immer die ganze Gemeinde an.
3.3.1 Wer ist die Christuspartei?

Die Thesen der ironisierende Überbietung der anderen umlaufeneden Parolen und, daß Paulus, Kephas und andere Leute wollen natürlich zu Christus gehören, Paulus schiebt diese Zugehörigkeit nach, um zu zeigen, wie unpasend die Eigentumserklärungen an Menschen sind, weil sie Menschen Gott gleichsetzen, bieten wohl zusammen die beste Erklärung, denn im weiteren Kontext gibt es keine Stelle, die als Anspielung uaf die Chrsituspartei verstanden werden könnte, denn spätesens da wäre eiine eneriger Abefertigung fällig gewesen, sollte eibne Grupppe Christus exklusiv beanspruchen.
3.3.2 War Kephas direkt in Korinth?
Es ist nicht ausgeschlossen. Dafür spricht die BEdeutung des Täufer für doe Getauften 1Kor112ff.
Das VErhältnis der Paluspartei zur Kephaspartei war wohl nicht so schwierig, dagegen von der Kephaspartei zu de anderen offebar scohn. Paluserwähnz nir rin hutes Verhältnis zu Petrus, das heir ja unschätzbarewn Wert hätte: Petri Anspruch als ereter Auferstehungzeuge 1Kor155 und Felsentitel Mt118-19, dagegen polemisiert Palus in 1Kor311.
3.3.3
Die Eigenart der einzelnen Parteien: Offenbar analog zu den Mysterienkulten: Der Msytee nennt sich nach dem Mystagogen, der ihn eingewwiht hat.
Die Anschauungen der einzelnen Parteien lassen scih nicht rekonstruieren.
Die Apstoloizität Pauli stand offenbar in Frage 1Kor91ff.
Der Breif der Gemeinde an Paulus war offenkundig von den “Starken” verfasst erkenntlich aus den entnommenen Zitaten 1Kor81ff.
Palus spricht den Korintern die Kategorien wie Pneuma, Gnosis/Sophia und Exousia keineswegs ab, beseitigt aber falsche Einstelungen dazu.
Äußere Einflüsse, etwa gnostische Missinare, sind demnach für das Aufkommen der Spannungen nicht auszumachen. Eine Vollstandige Rekonstruktion sit freilich unmöglich.
Paulus zeigt, daß des Evangleui das Wort vom Kreuz ist. Er zeigt, wie dieses Wort vom Kreuz die Geistesgaben und die Freiheit begründet und begrenzt. er mißt die Phänomene in Kortinh daran, wie sie zur oijkodomhv der Gemeinde beitrage, ohen sei elemieren zu wollen, sondern versucht sie zu integrieren, als letzte Norm der ajgavph.

4. Einheitlichkeit
In 1Kor59 ist ein erster Breif erwähnt und im 2Kor23-4 sit der Tränenbrief erwähnt.
Die Veröffentlichung weit über Korinth hinaus 1Kor12a ist ein Motiv für eine mögliche Breifkompostion. Die Teilungshypothesen von J. Weiß, alle anderen sind von ihm abgeleitet.

Der zweite Korintherbrief

1. Aufbau und Inhalt
2Kor11-2 Präskript
2Kor13-11 Proömium
2Kor112-213 Verteidigung
 2Kor112-14 Der Ruhm des Paulus, sein gutes Gewissen
 2Kor115-24 Reisepläne
 2Kor25-11 Das Verhalten gegen seinen korinthischen Beleidiger
 2Kor212-13 Die Sehnsucht des Paulus nach den Korinthern
2Kor24-74 Das apostolische Amt
 2Kor214-46 Die parrhsiva des Paulus
  2Kor214-17 Das Thema: Die Frage nach der apostolischen iJkanovthß
  2Kor31-6 Das Kriterium der apostolischen iJkanovthß
  2Kor37-18 Die Charakteristik der dikoniva
  2Kor41-6 Die Durchführung der parrhsiva im apostolischen Wirken
 2Kor47-610 Die Verborgenheit der dovxa des Apostels und des Evangeliums
  2Kor47-510 Die Verborgenheit der zwhv in der Gegenwart
   2Kor47-18 Die zwhv im qavnatoß
   2Kor51-10 Die Bestimmtheit der Gegenwart durch die Zukunft
  2Kor511-610 Die Offenbarung der zwhv in der Verkündigung
   2Kor511-19 Verkündigung des Anbruchs der neuen Schöpfung
   2Kor520-610 Die Ausübung der Verkündi-gung
 2Kor611-74 Bitte um Verständnis
2Kor75-16 Ankunft des Titus. Versöhnung mit Korinth
2Kor8
2Kor9 Empfehlung der Kollekte
2Kor10-1310 Polemische Auseinandersetzung über das apostolische Amt
 2Kor101-11 Die pepoivqhsiß des Paulus
 2Kor1012-1218 Die tovlma des Paulus
  2Kor1012-18 Der Maßstab des Rühmens
  2Kor111-21 Bitte des Paulus, sein Rühmen auszuhalten
  2Kor1122-1218 Vollzug des Rühmens
   2Kor1122-33 Selbstruhm nach dem Fleisch
   2Kor121-10 Ruhm der Schwachheit
   2Kor1211-18 Schluß
 2Kor1219-1320 Drohender Hinweis auf seinen dritten Besuch in Korinth
2Kor1311-13 Briefschluß

2. Vorgeschichte
2.1 Ungefähre Rekonstruktion der Ereignisse:
Die Sendung des 1Kor und des Timotheos war offenbar ein Erfolg.
Paulus hat seinen Plan, nach Pfingsten von Ephesus nach Korinth zu reisen 1Kor165-7 geändert, den Titus wegen der Kollekte nach Korinth geschickt und der Gemeinde brieflich oder mündlich seinen veränderten Reiseplan (Ephesus-Korinth-Makedonien-Korinth) 2Kor113-17 mitgeteilt.
Nachdem Titus erfolgreich zu Paulus zurückgekehrt war, kam es zur Zuspitzung in Korinth:
Heftige Agitation gegen Paulus setzte ein,
Paulus reiste dorthin und erlebte eine schwere Niederlage, kehre nach Ephesus zurück und schreib den Tränenbrief  und sandte Titus,
danach geriet Paulus in “große Lebensgefahr”, verließ Ephesus und zog über Troas nach Makedonien,
dort erhielt er durch Titus die guten Nachrichten und schreib den Versöhnungbrief nach Korinth.
2.2 Die innere Situation der Gemeinde
Die Gegner Pauli waren offenbar Ortsfremde 2Kor114,1012-18 und haben sich  mit “Empfehlungsbriefen” Einlaß verschafft 2Kor31 und richten Vorwürfe gegen Paulus:
Er sei in seinen Briefen mutig und energisch, in personam aber schwächlich und seine Rede nichts wert 2Kor1010 und er sei ein Laie der Rede 2Kor116.
Die “Schwachheit” (gegnerisches Schlagwort 2Kor1121) enthülle sich auch in der Unfähigkeit, die “Zeichen des Apostels zu vollbringen” 2Kor1212 und mit Begabungen, Ekstasen und Gesichten aufzuwarten. Zudem fehle ihm ein legitimierender Auftrag 2Kor1013-14, er könne kein Empfehlungsschreiben vorweisen 2Kor31, statt dessen empfehle er sich selbst 2Kor1018 und rühme sich selbst maßlos 2Kor1013. Die Polemik spricht nicht nur die Apostelwürde, sondern die Christlichkeit überhaupt ab 2Kor107 und wandle nach dem Fleisch. Die Kritik an er Änderung seiner Reisepläne 2Kor113-14, Unterstellung von Hinterlist und Berechnung; Die Verdächtigung er unterschlage Kollektengelder zur eignen Bereicherung 2Kor1217ff.
2.3 Wer sind die Gegner?
Sie rühmen sich einwandfreier jüdischer Abstammung,
sie beanspruchen für sich alles, was sie Paulus absprechen: Legitimation von außen, Pneumabesitz, “zeichen des Apostels”.
sie verkünden offenkundig eine christliche Häresie (2Kor410-14,516-21 Auseinandersetzung mit der gegnerischen Christologie)
Eine Zuordnung zu bekannten Richtungen ist schwierig:
Judaisiten wie Gal116?
  Aber: Paulus bekämpft nicht die typischen judaistischen HErausforderungen
Abgesandte der Jerusalemer Urgemeinde, verbinden Tradtionalismus mit Pneumatismus,
  aber: exegetisch nicht haltbar.
Judenchristliche Gnostiker wie in 1Kor,
hellenistisch-judenchristliche qei`oi a[ndreß, ´
  aber: die Schilderung ihrer Missionsmethode basiert auf jüdischen, heidnischen und ande -  ren christlichen Quellen.
Offenkundig waren es judenchristliche Gnostiker bzw gnostisierende Pneumatiker ähnlich denen in 1Kor. Sie sahen ihre Hauptaufgabe offenbar im Kampf gegen Paulus, denn der dominiert gegenüber dem üblichen gnostischen Individualismus.

3. Die Frage nach der literarischen Einheit
2Kor1-7 wird in2Kor213 unterbrochen, das nahtlos in 2Kor75 fortgesetzt wird. Aber auch 2Kor614-71 zerreißt den Zusammenhang von  2Kor213-74.
2Kor8 und 2Kor9 können nicht demselben Brief angehören; In 2Kor81ff sind den Korinthern die Makedoniern und in 2Kor92ff den Makedoniern die Korinther ein Vorbild.
2Kor10-13 passen schwerlich zum Inhalt und Stil des restlichen Briefes. Man hat angenommen, Paulus habe vielleicht verschiedene Parteien einzeln angesprochen, aber Paulus hat immer nur die ganze Gemeinde angesprochen.
Der Brief ist im ganzen uneinheitlich, die einzelnen Abschnitte aber verständliche Sinneinheiten, also handelt es sich um eine Komposition.
Wahrscheinlich
3.1 Briefkomposition
 

3.2 Kompositionskriterien
2Kor10-13 steht deshalb am Schluß, weil in der urchristlichen Literatur die Warnung vor falschen Propheten und Lehrern oft am Ende einzelner Schriften steh: Die aktuelle Polemik Pauli erhält durch diese Stellung einen eschatologischen Akzent.
Die Apologie 2Kor112-213 steht an der Stelle, wo Paulus über Troas nach Makedonien geht. Die Reise soll offenbar auch im Lichte des “Triumphes des Völkerapostels” stehen.
Das Kollektenkapiteln sind einfach aus inhaltlichen Gründen aneinandergefügt.

4. Abfassungsverhältnisse
Der Tränenbrief  wurde in Ephesus im Herbst desselben Jahres oder im Frühjahr des nächsten Jahres nach dem 1Kor geschreiben, also im Herbst der Jahre 54-56 oder im Frühjahr der Jahre 55-57.
Der Versöhnungsbrief wurde auf jeden Fall im Jahr nach dem 1Kor von einer Gemeinde in Makedoniens aus , d.h.  im Spätherbst der Jahre 56, 57, 58 geschrieben. Danach reiste Paulus nach Korinth und blieb drei Monate dort Apg202-6.
Der Erfolg in Korinth war offenbar dauerhaft, Korinth wurde zum  Zentrum der kirchlichen Rechtgläubigkeit.
Der Philpipperbrief

1. Inhalt
Phil11-2 Präskript
Phil13-11 Proömium
Phil112-31 Der Apostel und die Gemeinde
 Phil112-26 Bericht über die Situation des gefangenen Paulus
  Phil112-14 Fortschritt der Verkündigung
  Phil115-20 Freunde und Feinde Pauli
  Phil121-26 Stand des Prozesses
 Phil127-218 Mahnungen
  Phil127-25 Mahnungen zu christlichem Wandel, Eintracht und Demut
  Phil26-11 Christushymnus
  Phil212-18 Mahnung zum Kampf um das Heil
 Phil219-20 Empfehlungen des Timotheos und des Epaphroditos
 Phil31 Übergang zur Paränes; Mahnung zur Freude
Phil32-43 Polemik gegen Irrlehrer
 Phil32-3 Polemik
 Phil34-14 Der Apostel als Jude und Christ
 Phil315-41 Warnung vor Irrlehrern
 Phil42-3 Persönliche Einzelermahnungen
Phil44-9 Paränese
Phil410-20 Dank für eine Geldsendung der Philipper
Phil421-23 Briefschluß: Grüße und Segenswunsch

2. Paulus und die Gemeinde im Philippi
Die Gemeinde in Philippi war die erste Gemeinde, die Paulus in Europa gegründet hat, etwa um 48/49, während seiner zweiten Missionsreise. Paulus wurde dort verfolgt 1Thess22, wird von der Purpurhändlerin Lydia freundlich aufgenommen. Das Verhältnis der Philipper zu Paulus und umgekehrt war offenkundig immer sehr gut gewesen. Die Gemeinde sandte ihm mehrfach Geldspenden nach Thessalonike Phil415-16, nach Korinth 2Kor119 und kurz vor der Abfassung des Philipperbriefs an den Ort seiner Haft Phil410-11.

3. Die Frage nach der literarischen Einheitlichkeit
Stilbrüche:
Phil31 Mahnung zur Freude und Phil32-43 Ketzerpolemik. Die Erklärungsversuche mit einer Diktierpause sind schwach, denn es ist eine andere Gemeindesituation vorausgesetzt.
Phil410-20: Dank Pauli für die von Epaphroditos überbrachte Gabe: Paulus hat sich doch offenbar schon bedankt, bevor Epaphroditos schwer erkrankte und Paulus ihn nach seiner Genesung zurückschickte, und nicht erst so lange Zeit damit gewartet.
Phil44-9 ist wohl die Fortsetzung von Phil31. Es folgt der Briefschluß.
Nach Polykarp von Smyrna hat Paulus mehrere Briefe nach Philippi geschreiben.

Die Redaktion fand in Philippi, nicht in Korinth statt und zwar vor der Redaktion des zweiten Korintherbriefs. Dabei ging sie sehr konservativ vor, so daß nur das briefliche Rahmenwerk entfernt wurde.

4. Anlässe und Zwecke, Situation der Korrespondenten
Brief A: Dankschreiben, Phil410-20: Dank für die Geldspende der Philipper, Paulus ist gefangen.
Brief B: Das große Schreiben, Phil11-31 und Phil44-9,21-23: Paulus will die gemeinde über seine Lage unterrichten, sie in ihrer Verfolgungssituation ermutigen und ihnen Timotheos und Epaphroditos empfehlen. Er ist gefangen, sein Prozeß schleppt sich hin. Offenbar waren es Verfolgungen durch römische Behörden, wenn er seine Verfolgung mit denen der Philipper parallelisiert. Der Gegenstand der des Prozesses ist unbekannt. Sein Evangeliumsauftrag kann nicht der Grund gewesen sein, sonst wäre die lebhafte Mission in der Umgebung Pauli nicht möglich gewesen. Sowohl von Freunden wie von Gegnern wurde missioniert. Paulus unterstellt ihnen zar unlautere Motive, kann ihnen aber nicht absprechen, daß sie als Christen verkündigen. Er betont, daß er zur Verteidigung des Evangeliums bestimmt sei Phil112-13, während andere, auch Christen, die Anklage und die Verkündigung trennen wollten, damit die Verkündigung keinen Schaden nehme.
Brief C: Die Ketzerpolemik, Phil32-43: Die Veranlassung ist das Auftreten von Irrlehrern in Philippi. Man kann sie als judaisierende Gnostiker jüdischer Herkunft bezeichnen: Sie propagieren die Beschneidung, das Gesetz, die Vorzüge Israels Phil33ff. Sie bezeichnen sich als tevleioi, Vollkommene Phil312 sowohl in der Werkgerechtigkeit als auch in der als schon gegenwärtig geglaubten Auferstehung: Verbindung von Nomismus und Enthusiasmus. Phil317 bezieht sich auf die Einhaltung von Speisegeboten. Ein Kultischer Einschlag fehlt jedoch, was auf gnostische Einflüsse hindeutet.

5. Ort und Zeit der Abfassung
Wo war Paulus gefangen und in großer Gefahr? Die Apostelgeschichte berichtet nur von einer kurzen Verhaftung in Philippi und jeweils von zweijährigen Gefangenschaften in Caesarea und Rom.
Rom-Hypothese: Altkirchlich Phil113,422 paßt auf Rom , ebenso die Situation wie in Apg2830-31! Aber: die Reisepläne - Paulus will nach Spanien reisen Röm1524,28 - widersprechen der Absicht nach Philippi zu reisen Phil126. Und: die große Entfernung zwischen Rom und Philippi, widersprechen dem lebhaften Hin und Her Phil225ff
Caesarea-Hypothese: Angaben der Apostelgeschichte  über die Haft Pauli passen besser zu den Angaben im Philipperbrief. Die Apologie Phil17 ist womöglich ist Apg24 zu identifizieren. Die Kollision mit der Spanien-Reise entfällt. Aber: auch hier spricht die Entfernung gegen einen regen Austausch.
Ephesus: Problem ist, daß eine ephesinische Gefangenschaft Pauli nirgends erwähnt wird. Die Gründe, die dafürsprechen sind: Paulus war dort wegen seiner Verkündigung in großer Gefahr 1Kor1530ff und vor allem 2Kor18ff. Priscilla und Aquila hat laut Röm163f sich für Paulus eingesetzt, die laut 1Kor1619 in Ephesus bei Paulus waren. Auch der lebhafte Verkehr zwischen Ephesus und Philippi spricht für Ephesus als wahrscheinlichstem , aber nicht sicheren Abfassungsort.
Abfassungszeit läge dann zwischen Tränenbrief und dem Versöhnungsbrief nach Korinth, in der Situation der qli`yiß 2Kor18, Phil414
Brief C dürfte später in ephesus oder Troas verfaßt worden sein. Offenbar hatte Paulus bei seiner Ankunft in Makedonien mit Irrlehren zu tun.
Der Römerbrief
nimmt eine Sonderstellung ein unter den echten Paulusbriefen: Es ist an eine Gemeinde gerichtet, die nicht von Paulus oder seinen Schülern gegründet worden war und der Brief beschäftigt  sich nicht oder nur zum Teil mit aktuellen Fragen der Adressaten und entfaltet satt dessen thematisch und systematisch das paulinische Verständnis des Evangeliums, der Lehrgehalt überwiegt klar die Korrespondenz.

1. Abfassungssituation
Paulus schreibt den Römerbrief vermutlich als letzten Brief an einem Wendepunkt seines Lebens: Im Osten “hat er keinen Raum mehr” Röm1519-25 und ist damit am Ende seiner wirksamkeit im Osten angelangt. Der Römer gehört zeitlich an das Ende der dritten Missionsreise Apg201-5. Korinth wird als Abfassungsort angenommen (nach Apg202f war Paulus drei Monate in Hellas). Sein Gastgeber ist Gaius Röm1623 wird gerne mit einem von Paulus getauften Korinther identifiziert 1Kor114. Abfassungszeit also frühestens 56, spätestens59.

2.Inhalt und Aufbau
Röm11-17 Eingang
 Röm11-7 Präskript
 Röm18-17 Proömium
  Röm116-17 Thema Die Gottesgerechtigkeit aufgrund des Glaubens
Röm118-1136 1. Hauptteil
 Röm118-839 Die Gottesgerechtigkeit aufgrund des Glaubens an Jesus Chris-tus
  Röm118-320 Die Notwendigkeit der Gottesgerechtigkeit: der Zorn Gottes
   Röm118-32 Der Zorn Gottes über den Heiden
   Röm21-38 Der Zorn Gotts über den Juden
   Röm39-20 Der Zorn Gottes über die ganze Menschheit
  Röm321-425 Die Verwirklichung der Gottesgerechtigkeit durch Jesus Christus
   Röm321-31 These und Entfaltung
   Röm4 Schriftbeweis
  Röm5-8 Die Wirklichkeit der Gottesgerechtigkeit in der gläubigen Existenz
   Röm5 Die Freiheit vom Tode
   Röm6 Die Freiheit von der Sünde
   Röm71-6 Die Freiheit vom Gesetz
   Röm77-25 Exkurs: Die Bedeutung des Gesetztes
   Röm8 Die Freiheit der Kinder Gottes
 Röm9-11 Die Gottesgerechtigkeit und das Schicksal Israels
  Röm91-29 Die Gottesgerechtigkeit in Israels Erwählung und Verwerfung
  Röm930-1021 Israels Schuld als Ungehorsam gegen die Gottes-gerechtigkeit
  Röm11 Das Ziel der Verstockung und die Erlösung Israels
Röm121-1513 2 Hauptteil: Mahnungen
 Röm12
Röm13 Paränese
  Röm121-2 Grundlegung: die Umwandlung des Seins
  Röm123-21 Allgemeine Ermahnungen
  Röm131-7 Verhalten zur Obrigkeit
  Röm138-10 Liebesgebot
  Röm1311-14 Motivierung durch die Nähe des Endes
 Röm141-15 Mahnung zur Einigkeit an die “Starken und “Schwachen”
Röm1514-1633 Briefschluß
 Röm1514-32 Persönliche Mitteilungen über die Pläne des Paulus
 Röm1533 Schlußgruß
 Röm16 Anhang
  Röm161-2 Empfehlung der Phoibe
  Röm163-16 Grüße
  Röm1617-20 Ketzerpolemik
  Röm1621-23 Grüße
 Röm1625-27 Doxologie

3. Römische Gemeinde
3.1 Entstehung der Gemeinde
Die Entstehung der Gemeinde liegt im Dunkeln, Wahrscheinlich Anfang der 50er Jahre, da Paulus sie seit “einigen Jahren besuchen will”. Nach der Notiz Apg182 hat Paulus zu Beginn seines Aufenthalt in Korinth 49 oder 50 das Ehepaar Aquila und Priscilla kennengelernt, das “kürzlich von Italien gekommen war, ... weil Claudius angeordnete hatte, daß alle juden sich aus Rom zu entfernen hätten” Aquila und Priscilla war schon bei ihrer Vertreibung Christen, da nirgends ihre Bekehrung erwähnt wird und die Apg sie als Christen kennzeichnet. Apg1818ff,26ff. Paulus bezeichnet aber Stephanas  und sein Haus als “Erstbekehrte” von Achia 1Kor1615, dann hat es zur Zeit des Claudiusedikts 49 eine Christengemeinde in Rom gegeben.
Der Christusglaube kam vielleicht durch römische Juden nach Rom, die bei Pilgerfahrten und großen Festen in Jerusalem bekehrt worden sind, vielleicht auch durch hellenistisch-jüdische Missionare aus dem Stephanuskreis.
D.h. es gab seit etwa 40 und danach Christen in Rom, die sich im Synagogenverband befanden. Dort kam es bald zu Widerspruch und fortwährenden Unruhen.
Das Claudiusedikt traf weder Juden noch die Christengemeinde als völlig vernichtender Schlag. Offenkundig gab es um Mitte 50 schon wieder eine lebendige Christengemeinde. Es hatte aber die Folge, daß es den jüdischen Einfluß´für einige Jahre ausgestaltet und die Trennung zwischen Synagoge und christlicher Gemeinde beschleunigt, die Christengemeinde aber auch von Heiden zulauf bekam. Zur Zeit des Römerbriefes bestand offenbar keine Synagogengemeinschaft mehr.
3.2 Die Situation der Gemeinde zur Abfassungszeit des Römerbriefes
Paulus redet die römische Gemeinde als Heidenchristen an. Allerdings modifiziert der Römerbrief selbst dies Anrede. Ginge man von der DArlegung des Briefes aus, so müßte man meinen, sie seien Judenchristen gewesen: Reichlich Schriftzitate, Schriftbeweise, Benutzung judenchristlicher Formeln Röm13f,324f,425,9-11! und die direkte Anrede an die Juden Rön217, Abraham als Vater nach dem Fleisch  Röm41. Aber: Das AT war ja auch das heilige Buch der Urchristen. Es ist dennoch nicht auszuschließen, daß die Gemeinde gemischt war, Paulus behandelt sie freilich de iure heidenchristlich.
Kontert ging es um das Verhältnis der Starken zu den Schwachen Röm141-153. Nichts in dem Passus weist darauf hin, daß es sich  um die Geltung des jüdischen Gesetzes handelt, vielmehr offenbar um eine ritualisierte Askese.

4. Der Abfassungszweck
Zweck ist die Ankündigung und Vorbereitung des schon lange geplanten Besuches des Apostels in Rom. Paulus will den römischen Christen “ eine geistliche Gabe mitteilen”, will “auch in Rom das Evangelium verkünden”, um auch bei ihnen “einige Frucht zu erlangen” Röm110-15.
Sein Ziel ist Spanien, wo er missionieren will Röm1523f, er hofft, von den Römern bei der Mission unterstützt zu werden. Er will das Vertrauen der Römer gewinnen, da sei ihm ja nur vom Hörensagen kennen, damit sie ihn unterstützen.
Paulus sah nur zwei Schwierigkeiten bei seinem Besuch:
Das Nichteinmischungsprinzip, das er sich selbst auferlegt hat 2Kor1015f. Paulus begründet sein Recht, in Rom das Evangelium zu verkünden, damit, daß die Römer heidenchristliche seine und er somit für sie zuständig sei Röm1515-19, aber er betont, er wolle nur durchreisen, um das Argument gleich wieder abzuschwächen Röm1524,28.
Der Römer spiegelt zweifellos die Auseinandersetzungen wieder, die Paulus schon vor dessen Abfassung geführt hat Gal 2Kor3-6. Warum sendet er sei nun als Referat nach Rom?
Paulus mußte damit rechnen, daß seine Gegner, die ihm bereits in Jerusalem und seinen Missionsgemeinde zugesetzt hatte, auch in Rom Einfluß gewonnen hatten. Diesem Einfluß wollte er entgegenwirken oder zumindest ihm vorbeugen. aber die polemischen Äußerungen. Wenn er den Römern seine Evangelium nahebringen wollte, mußte er auf alle mögliche Einwände dagegen eingehen, um Mißdeutungen und falsche Konsequenzen zu beseitigen oder zu verhindern: er vernichte das Gesetz durch den Glauben Röm331, er halte das Gesetz für Sünde Röm77, er sei ein Feind Israels9-11, vor allem, er lehre schrankenlosen Libertinismus.
Auf diesen hintergrund ist vielleicht auch seine Andeutung zu verstehen, er habe “keinen Raum (tovpoß = Wirkungsfeld) in diesen Gegenden”Röm1523. Er wird förmlich nach Westen abgedrängt. Damit sein Plan gelingt und er die Hilfe bekommt, die er so dringend braucht, mußte er den römischen Christen sein Evangelium und seine Lehre in extenso darlegen.

5. Der literarische und theologische Charakter
Der Römerbrief macht viel mehr den Eindruck eine Abhandlung als den eines Briefes:

Der Römerbrief erörtert nicht in einer speziellen Kampfsituation. Seine Themen werden fast alle, außer dem Schicksal Israels Röm9-11 auch in andere Paulusbriefen gestreift. Er hat die früher einzeln behandelten Themen einem Hauptthema “Gerechtigkeit aus Glauben allein“ zu- und untergeordnet, “er entfaltet sein Evangelium im Römerbrief auf er Ebene prinzipieller Auseinandersetzung mit dem eigentliche Gegner, dem jüdischen `Heilsverständis und Heilsanspruch.” Daher auch das neue Thema, das Schicksal Israels, dies Selbstverständnis beeinflußte die Feindschaft der Juden wie der Judenchristen gegen Paulus, eine grundsätzliche Erörterung war fällig.

6. Fragen der Integrität
Das textkritische Problem der Doxologie Röm1625-27:
Die Doxologie ist kein sicherer Bestandteil der ältesten Paulusüberlieferung. Es ist daher allgemein anerkannt, daß die Doxologie nicht von Paulus stammt. Die unterschiedlichen Positionen der Doxologie dürfte die Stellen markiert haben, an denen der Paulustext jeweils endete!
Die Zugehörigkeit von Röm16:
Es verwundert, daß Paulus in der ihm fremden Gemeinde so viele Namen kannte, außerdem befinden sich  unter den Gegrüßten Menschen, die man eher im Osten, insbesondere in Ephesus lokalisieren würde, z.B. Aquila und Priscilla Apg182,18f 1Kor1619, 2Tim419.
Die Auswertung von ½46 durch T.W. Mason:
Der Römerbrief hat von Anfang an in zwei Fassungen existiert: der für Rom bestimmen Röm1-15 und der um Röm16 vermehrten Kopie für Ephesus.
Die römische Fassung ist von Marcion um Röm15 gekürzt worden, beide Textversionen bestanden aber fort.
Dann erfolgte die ‘Angliederung der Doxologie, zuerst an den verkürzten Marcion-Text, dann an den integren Römerbrief-Text. Diese beiden fanden Verbreitung.
In Ägypten wurden im 3. Jhd beide Fassungen kombiniert: am die römische Fassung mit der Doxologie das Mehr an Text der ephesinischen Fassung Röm161-23 angegliedert wurde: ½46!

Der Kolosserbrief

1. Inhalt
Kol11-2 Präskript
Kol13-8 Proömium
Kol19-223 Die Herrschaft Christi über die Welt
 Kol19-11 Fürbitte um Erkenntnis Gottes
 Kol112-20 Christus, Schöpfer und Erlöser der Welt
 Kol121-23 Mahnung zum Festhalten an diesem Evangelium
 Kol124-25 Der Apostel als Diener des Evangeliums und der GEmeinde
 Kol26-23 Warnung vor Irrlehrern
  Kol26-15 Die Exklusivität der Herrschaft Christi
  Kol216-23 Die Freiheit von “Satzungen”
Kol31-46 Paränese
 Kol31-4 Begründung der Paränese
 Kol35-17 Allgemeiner Teil
 Kol318-41 Haustafeln
 Kol42-6 Abschließende Mahnungen
Kol47-18 Briefschluß
 Kol47-9 Persönliche Mitteilungen
 Kol410-17 GRüße und Aufträge
 Kol418 Eigenhändiger Gruß

2. Die Gemeinde von Kolossä
Die Christengemeinde ist nicht von Paulus gegründet worden.
3. Die Bekämpfte Irrlehre
Drei Charakteristika der Filosofiva Kol28:
3.1Die Weltelemente
stoicei` tou` kosmou` Kol28,20 sind nicht natürliche Grundstoffe, sondern als Mächte und Gewalten vorgestellt und stehen mit den Engeln in Beziehung bzw. sind mit ihnen identisch Kol218. Sie herrschen über die Welt und die Menschen, offenkundig auch als Gestirnengel Kol216, verlagen Verehrung, die in der Befolgungen bestimmter Satzungen besteht dovgmata Kol220,14. Sie sind Zwischenmächte zwischen der materiellen und der göttliche Welt, der Fülle plhvrwma Kol29, zu der die Menschen emporstreben, um an ihr teilzuhaben plhrou`sqai Kol29, dazu ist die Verehrung nötig. Ihr Verhältnis zu Christus ist unklar: Christus offenbar als die höchste Spitze vorgestellt: Kol29 ist betont polemisch, ausschließlich in Christus sei der Zugang zum Peroma möglich. Nach der kolossischen Stoicheiaspekulation sind diese kosmischen Mächte die Herrscher und Ordner des Alls und haben auch die Christen aus Gründen des eignen Heils Verehrung zu zollen.
3.2 Die Verehrung
besteht im Befolgen bestimmter Satzungen: Festzeiten (mit kalendarischen Observanz fügt man sich in die übergreifenden makrokosmischen Ordnungen ein Kol216: Neumond und Sabbat), strenge Askese, sexuelle Abstinenz. Dualistischer Charakter der “Philosophie”: Ablegen des Fleischleibes Kol211, Freiwerdung von der widergöttlichen Materie und Reinigung des Ichs, Aufstieg in Pleroma usw.
3.3 Soziologische Form
ist eine Mysterienform. Bezug auf eine Weihehandlung, ein Initiationsritus Kol218, Schau der Engelmächte in visionärem Erlebnis.

Die Häretiker sehen das All von persönlich vorgestellten kosmischen Mächten durchwaltet und unterscheiden sich darin nicht vom übrigen Urchristentum. Aber sie verstehen diese Mächte als unausweichliches Geschick, dem auch der Christ ausgeliefert ist, und das Kreuz Christi nur als teil des Erlösungsgeschehens, nur als Tilgung der Schuld, nicht als Befreiung von dr kosmischen Knechtschaft. Dazu bieten sie mit ihrer Philosophie den ergänzenden Weg an. Sie ermöglichen eine Doppelmitgliedschaft in der Kirche und ihrem Mysterienverein. Es handelt sich also um eine Erscheinungsform der Gnosis in Form eines Mysterienkults.

4. Die Abfassungsverhältnisse
sind unklar. Paulus erwähnt im Kolosserbrief mit keinem Wort den Besuch, den er im Philemonbrief in Aussicht gestellt hat, obwohl laut Briefrahmen dieselben Abfassungsverhältnisse vorliegen wie im Phlm! Als Abfassungsort wurden Rom, Caesarea und Ephesus vorgeschlagen, der gleiche Rahmen gibt Ephesus eine gewisse Präferenz.

5. Frage der Verfasserschaft
5.1 Sprache und Stil
Es finden sich 34 Hapaxlegomena, es fehlen die Termini der Rechtfertigungslehre, es findet sich ein seltener Partikelgebrauch, die Anrede “(meine) Brüder” ist höchst ungewöhnlich für Paulus. Die Sätze sind überlaufen durch eine Folge finaler oder konsekutiver Infinitive und durch Partizipialkonstruktionen. Insbesonders der krasse Unterschied zum Stil des Phlm fällt auf!
5.2 Theologie
5.2.1 Christologie erfährt durch und durch eine kosmische interpretation, das Verhältnis Christi zum Kosmos ist, wie sonst nirgends bei Paulus, Thema. Paulus kennt zwar durchaus die Bedeutung Christi für den Kosmos (1Kor86 Schöpfungs- und Erlösungsmittler Phil210 erhöhter Herr des Kosmos 1Kor44 wurde Christus von den Herrschern des Äons nicht erkannt), aber sie war eine Nebenmotiv, im Kolosserbrief ist es aber die Basis Kol115-20,210,15.
5.2.2 Haupt und Glieder. “Der Kolosserbrief bestimmt das Verhältnis Christi zum Kosmos und zur Kirche gleicherweise als der des Hauptes zum Leib.” (1Kor1221 ist das Haupt vielmehr ein Glied des Leibes neben anderen). Christus ist “das Haupt jeder Macht und Gewalt”, aller kosmischer Mächte Kol210, denn sie sind durch ihn geschaffen Kol116-17 und in ihm besiegt Kol215. So spricht Paulus nicht; zwar ist auch nach ihm Christus der Herr der Mächte Phil210, aber ihre Besiegung steht als eschatologisches Ereignis noch aus 1Kor1524-26, und von einer Erschaffung der “Mächte” durch Christus  ist bei Paulus überhaupt nicht die Rede, denn für ihn sind sie - mit Ausnahme der “Engel Gottes”- durchweg gottfeindlich 1Kor85 und daher kennt er ein  positives Verhältnis zu den Mächten, wie es das biomorphe Bild vom Haupt impliziert, nicht. Ferner spricht Paulus in seiner Rede von der Kirche als dem Leib Christi nie wie Kol118 von Christus als dem Haupt, obwohl er ihn als Herrn der Gläubigen bekennt.
Das sw`ma-kefalhv-Schema im Kolosserbrief und die sunavrqrwsiß tou` lovgou bei Paulus sind Ausdruck verschiedener Auffassungen von Kirche. Daß Christus das Haupt der Kirche Kol118 auch das Haupt der Mächte Kol210 sei oder auch umgekehrt, ist für Paulus ein unvollziehbarer Gedanke.
5.2.3 Apostolat. Die Aussagen über das Apostolat, insbesondere die Leiden des Apostels Kol124 ist apokalyptisch, mystisch oder geschichtlich zu denken, in jedem Fall ist gemeint, daß das, was Christus auf Erden gelitten hat ergänzungsbedürftig sei. Dieser Gedanke vom Apostel als dem Christus prolongatus widerspricht der Kreuzestheologie des Paulus und kann nicht von ihm stammen.
5.2.4 Taufe Die Getauften sind nicht nur mit Christus begraben, sondern auch schon mit ihm auferweckt worden Kol212,31 vgl Kol213 Aorist, während Paulus von Auferweckungsglauben der Getauften immer im Futur spricht Röm64f,8. Dies fundamentale Verschiebung läßt sich nicht durch den Hinweis auf die Verborgenheit diese Lebens Kol33-4 und auf das dia; th`ß pivstewß Kol212 abschwächen und als noch paulinisch erklären.

Die Theologie des Kolosserbriefes steht also in deutlich paulinischer Tradition, ist aber nicht nur wegen seiner Ketzerpolemik, anders als die des Paulus und weicht in wichtigen Punkten unvereinbar davon ab.

6. Literarischer und Theologischer Charakter
Literarisch ist der Kolosserbrief als Pseudepigaphon, aber auch als aktuelle Kampfschrift zu verstehen. erweckt den Anschein der Echtheit, indem er die Angaben des Phlm übernimmt, da Problem dabei ist, daß der Kolosserbrief nicht an Kolossä gerichtet sein kann, sondern an einen anderen Adressaten, weil die Personalangaben überholt waren. Was der Autor(in) seien Mitchristen zu sagen hatte, war nicht spezielle kolossischer (Erwähnung von Laodikeia und Hierapolis im brieflichen Rahmenwerk Kol413)
Paulus ist für den Autor(in) der Apostel schlechthin, aber auch für die angeschriebenen Christen. Er ergänzt die Paränese durch die Haustafeln, ein zeichen fortgeschrittener Entwicklung
DEr Autor(in) teil mit den Adressaten religiöse, gnostische, weltanschauliche Voraussetzungen, er muß nur den entscheidenen Unterschied in ihrer Gemeinsamkeit herausarbeiten. Die Basis ist nicht die Fortführung der paulinischen Theologie, sondern der Hymnus Kol115-20 und andere liturgische Stücke, die aus der hellenistischen gemeinde Stammen und in paulinischen Kreisen anerkannt waren. der Kolsserbrief dokumentiert auch eine zunehmende Mythologisierung der paulinischen Schultradition. Kol112-20 ist vermutlich ein liturgischer Text, Tauftext, der den Christushymnus enthält, und dann Selbstdarstellung der Apostels in seiner Mittlerfunktion zwischen Christus und Kirche wurde Kol124-25. Der Begriff eujanggevlion ist schon an sich polemische Widerlegung der gegnerischen “Philosophie”.
Der Kolosserbrief interpretiert “das All” durch den Zusatz “das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne...” und entzieht dadurch den so hoch geschätzten Engelmächten jede Bedeutung.
Der Kolosserbrief interpretiert das “durch ihn” durch den Zusatz “durch sein Kreuzblut, bindet damit das Heilsgeschehen an ein historisches Ereignis und schließt gnostische Spiritualisierung und Individualisierung aus.
Der Kolosserbrief interpretiert die Aussage, Christus sei das Haupt des Leibes Kol128 (= Herr des Alls) durch den Zusatz “der Kirche”. Schlägt vom kosmologischen ins Ekklesiologische um: Christus übt durch ihm sich durch die Schöpfung gegebene Herrschaft über das All Kol115-16 als Herr der Kirche aus -  eine implizite, aber noch radikale Ablehnung der häretischen Auffassung von Christus.

Der Kolosserbrief ist ein wichtiges Zeugnis des innerkirchlichen Kampfes gegen die christliche Gnosis. Er greift einerseits paulinische Motive auf und baut sie aus, bereitet damit aber auch zwei ganz unterschiedlichen Ausprägungen des Paulinismus vor: die spekulativ Ekklesiologie des Ephesserbriefs, der die Christologie des Kolosserbriefs ausbaut, andererseits die orthodoxe Christlichkeit der Pastoralbriefe, die das spekulative Moment des Kolosserbriefs ausschalten.
Der Epheserbrief

1. Aufbau und Inhalt
Eph11-2 Präskript
Eph13-321 Proömium = 1. Teil: Das Geheimnis des göttlichen Heilsplans: die Berufung der Heiden in die Kirche
 Eph13-14 Lobpreis Gottes für die Verwirklichung des heilsplans
 Eph115-23 Fürbitte um Erkenntnis der Hoffnung für die heiden
 Eph21-313 Schilderung des Heils
  Eph21-10 Versetzung der Heiden aus em Leben in das Leben
  Eph211-22 Vereinigung der Heiden mit den Juden in  der Kirche
  Eph31-13 Der Apostel als Verwalter des göttlichen Geheimnisses
 Eph314-21 Fürbitte und Doxologie
Eph41-620 Paränese = 2. Teil: Der Lebenswandel gemäß der Berufung
 Eph41-16 Die Einheit der Kirche als Basis und Norm des Wandels
  Eph41-6 Mahnung zur Einheit
  Eph47-16 Die verschiedenen Gaben und der Eine Christus
 Eph417-24 Warnung vor heidnischem Wandel
 Eph425-520 Einzelmahnungen
 Eph521-69 Haustafeln
 Eph610-20 Die göttliche Waffenrüstung
Eph621-24 Briefschluß
 Eph621-22 Empfehlung des Tychikos
 Eph623-24 Friedensgruß

2. Die Adressaten
Nach Eph31,41,62 schreibt Paulus den Brief während einer Gefangenschaft, empfiehlt Eph621f seinen Mitarbeiter Tychikos als Überbringer des Schreibens mit fast denselben Worten wie Kol47f. Danach wäre Epheserbrief in derselben Haft und zur gleichen Zeit wie der Kolosserbrief verfaßt und abgesandt worden. Die Adressaten können jedoch nicht die Christen in Ephesus sein, das geht aus dem Textbefund der Adresse sowie aus inneren Gründen hervor.
2.1 Die Adresse
fehlt in dem Adscripto und jede andere Ortsangabe in den ältesten Handschriften (½46 u.a.). Der Text ohne ortsangabe ist der bestbezeugteste. Auch ist nur logisch, daß eine einmal vorhandenen Ortsangabe keinesfalls gestrichen, bestenfalls erweitert werden würde. Vermutlich ist die Inscrpitio “an die Epheser” das primäre, und von dort umgekehrt als bei den übrigen Paulusbriefen, in das Präskript gedrungen.
2.2 Die Angaben des Schreibens
Eph1115 und Eph32 zeigen, daß das Schreiben nicht nach Ephesus gerichtet sein kann, da Paulus angeblich keinerlei persönliche Beziehungen zu einer Gemeinde haben soll, in der er ungefähr drei Jahre gewirkt hat.
2.3 Die Adressaten-Hypothesen
2.3.1 Harnack nahm an, er sei der in Kol416 erwähnte Brief an die Laodikeier gewesen, die Adresse sei lediglich ersetzt worden. (Rückgriff auf Marcion) Aber: Keine BAsis im Textbefund für die ursprüngliche Adresse “ejn Laodikeiva/”
2.3.2 Rundschreiben
Der Epheserbrief sei ein Rundschreiben an mehrere ihm unbekannte Gemeinden gewesen, im Text sei nur eine allgemeine Anrede gewesen oder eine Lücke im Präskript, in die der jeweilige Gemeindename eingetragen werden könne, Tychikos sei Bote gewesen. Aber: wieso ist kein einziger Textzeuge mit einem Ortsnamen erhalten?

3. Die Echtheitsfrage
3.1 Sprache und Stil
Eigentümlichkeiten des Vokabulars: Hapaxlegomena, Ersetzung paulinischer Termini durch andere z.B. Ephe13,20.  Stilistische Seltsamkeiten: Stil schwerfällig, überladen schwülstig, Synonyma, Genitivverbindungen, Präpositionalverbindungen, indirekte Fragesätze, konstruktive und finale Infinitive riesige Satzgebilde. Paulus schreibt zwar auch manchmal schleppend und schwerfällig, aber “er verschwindet nie in einer Wolke liturgischer Prosa”.
3.2 Das Verhältnis zum Kolosserbrief
Es gibt Berührungen im Schematisch, in der Terminologie und eine ähnlichen Zusammenhang, Berührungen in der Terminologie trotz Differenzen der Gedanken. Z.B. vergleicht man die beiden parallelen Texte über Haupt und Leib Kol219 und Eph415f, so sieht man, daß mit dem Leib dort der Kosmos und seine Mächte, hier die Kirche und ihre Charismen bezeichnet werden, daß mit denselben Ausdrücken eine andere Sache gemeint ist, d.h. an der zweiten Stelle eine bewußte Umdeutung der ersten, vom Kosmologischen ins Ekklesiologische vorliegt. Ähnlich bezeichnet musthvrion im Kol126f das eschatologische Heil in Christus, in Eph33ff die Aufnahme der Heiden in die kirche, zu alle dem geht aus der Notiz über Tychikos Eph621f und Kol47f eine literarische, nicht bloß traditionelle Abhängigkeit hervor.
3.3 Theologische Unterschiede
Es gibt Besonderheiten, die sich weder mit dem Kolosserbrief noch mit Paulus in Einklang bringen lassen:
3.3.1 Ekklesiologie. Kol126 steht gegen Eph35. Dort sind die Empfänger der Offenbarung “die Heiligen”, d.h. die Gläubigen  überhaupt. hier dagegen ausschließlich die Apostel und Propheten, die ein ausgezeichneter Weise als heilig prädiziert werden. Paulus spricht so nie von beiden Ämtern trotz Hochschätzung des eigenen, nie grenzt er sich als Inhaber einer besonderen Heiligkeit von der übrigen Gemeinde ab. Eph220: die Gläubigen sind “aufgebaut auf dem fundament der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus der Schlußstein ist”. Nach 1Kor11 ist Christus, nicht ein sonstiger Apostel oder Amtsträger das Fundament.
Entscheidend ist auch der Zeitaspekt in der Rede von der Kirche als himmlischen Bau Eph221: er wächst vom schon gelegten Fundament zum schon gesetzten Schlußstein, d.h. für den Epheserbrief gehört der Kreis der Apostel und Propheten schon der Vergangenheit an.
Im Katalog der Ämter Eph411 sind zwei neue Ämter in die paulinische Trias von 1Kor128 hinzugekommen, aber die Apostel und Propheten blieben aber bestehen als Block am Anfang. -  ein weiteres Indiz dafür.
3.3.2 Veränderte kirchengeschichtliche Situation z.B. Reduktion der Charismen auf die kirchlichen Ämter u.ä.
3.3.3 Gnostisch-mythisches Gedankenwelt. Besonders unpaulinisch ist es daß die Ehe, die nach 1Kor7 ein notwendiges Übel ist, im Epheserbrief zum Abbild der himmlischen Syzygie von Christus und der Kirche wird Eph5125ff. Auch wenn die Christen jetzt schon auferweckt sind, entspricht das zwar dem gnostischen Denken von der schon geschehenen Auferstehung 2Tim218, widerspricht aber Paulus, der den eschatologischen Vorbehalt macht Röm63ff.
Der Verfasser war wohl nicht einmal mehr persönlich Schüler Pauli, kannte aber seine Lehre und war “jünger” als der des Kolosserbriefs.

4. Literarischer Charakter, kirchlicher Zweck und theologiegeschichtliche Stellung
4.1 Literarischer Charakter
Der Brief hat ein einheitliches Thema zum Gegenstand und ist daher ein Traktat oder auch eine predigtartige Abhandlung, In seiner Intention ist der Epheserbrief wohl das, was man eine katholischen Brief nennt, die Fingierung soll apostolische Autor(in)ität und allgemeine Verbindlichkeit verleihen.
4.2 Kirchlicher Zweck
 Der Verfasser hat innerkirchliche Problematik im Auge, aber keine Irrlehre, es fehlt Ketzer- und andere Polemik. Er redet die Heidenchristen an und prägt ihnen als das große Geheimnis von Gottes Heilsplan ein, daß sie in das alte Gottesvolk aufgenommen worden sind. Anlaß ist in etwa: den Heidenchristen ist das Bewußtsein vom Ursprung der Kirche im Judentum  (im heilsgeschichtlichen Sinn) abhanden gekommen oder drohte zu entschwinden. die heilsgeschichtliche Argumentation geschieht auch nicht durch Schriftbeweise wie bei Paulus, sondern durch “ontologische Spekulation”.
4.3 theologiegeschichtliche Stellung
Dem Gedanken des Gottesvolkes aus Juden und Heiden fehlt die sonstige paulinische Spannung. er nimmt vielmehr die Vorstellung von Christus als dem himmlischen Athropos auf (Röm512ff) baut sie aus und verbindet sie mit der Ekklesiologie. Berührungen mit allen Paulusbriefen, insbesonders aber mit den Kolosserbrief. Religionsgeschichtlich ist der Epheserbrief ein synkretistisches Dokument: gnostisch Mythologie, Mysterinanschauungen, Qumranterminologie, Motive der hellenistischen Popularphilosophie. Die Nähe zur Gnosis ist offenkundig, aber die ursprünglich mit den bestimmten Termini verbundene Vorstellungen sind verkirchlicht worden, Spekulationen dem Gemeindechristentum integriert... ”der wichtige Schritt von individueller von der in exklusiven Kreisen gepflegter Mystik zu mystisch gefärbter Ekklesiastik ist getan”.

5. Entstehung
Um die Wende vom 1. zum 2. Jhd entstanden, geographisch in dem Teil des paulinischen Missionsbereiches, in dem die Autor(in)ität des Paulus unerschüttert war.
Die Synoptischen Evangelien und die Apostelgeschichte
Einleitung

1. Eujaggevlion und Evangelienbuch
Eujaggevlion meint ursprünglich die Heilsbotschaft selbst Gal11, Röm11ff. eine Heilsbedeutung  maßen die ersten Christen nur Jesu Tod und Auferweckung zu, nicht seinen Worten und Taten oder anderen Ereignissen seiner Geschichte, wie die Pistisformeln zeigen.
Nur einmal erwähnt das Markusevangelium  eujaggevlion als Oberbegriff für die Geschichte Jesu. Erst da wo der Plural Evangelium gebraucht wird, ist die Literarisierung des Wortes eindeutig vollzogen. Erst im 2. Jhd. wird Evangelium  zur Bezeichnung der literarischen Gattung: Selbst Evangelien, die als häretisch verworfen werden, werden mit “Evangelium” tituliert.
Im Unterschied zur antiken Heldenliterartur bzw. Biographien besteht so gut wie kein biographisches Interesse an der Person Jesu, fast nur an Werk, Lehre und Leiden. Erst Lukas erwähnt eine Vorgeschichte (evtl. nachträglich?). Dem Evangelium am nächsten kommen Überlieferungen der Rabbinen sowie die griechische praceiß berühmter Männer. “Eine Zeichnung der Entwicklung des SElbstbewußtseins oder des Charakters Jesus wird nicht einmal andeutungsweise gegeben.”

Die Zwei-Quellen-Theorie
Es ist wahrscheinlich, daß Matthäus und Lukas, als sie von Markus abschreiben, noch zusätzliche Quellen zur Verfügung hatten als, daß Markus bestimmten Stoff hätte wegefallen lassen. Markus war also die Grundlage für Lukas und Matthäus, die stilistische und theologische Veränderungen vornahm und weiters schriftliches oder mündliches Quellenmaterial hinzufügten.
Beispiele
Der Vergleich des Gesamtaufbaus der Synoptiker ist ein weites Indiz für die Abhängigkeit von Markusevangelium zu Matthäusevangelium, z.B. ist eine strenge Parallelität bei Mk11-20 und
Mt31-422 gegeben. Dabei bringt Matthäus erheblich mehr Stoff als Markus, die Abfolge ist im großen und ganzen sehr ähnlich. Es ist nur wahrscheinlicher, daß Matthäus mehr Stoff zur Verfügung stand und er ihn eingearbeitet hat, als daß Markus ihn gestrichen hat. Ein ähnlicher Befund ergibt sich beim Vergleich Markus und Lukas, aber: die Passage Mk645-826 findet sich nicht bei Lukas: die sogenannte “große lukanische Lücke”. Der Vergleich Lukas mit Matthäus zeigt, es gibt nur dort Übereinstimmungen von Matthäus mit Lk, wo beide auch mit Mk übereinstimmen.
Darauf folgt:
Zwei-Quellen-Hypothese:
 
 
 
 
 

Schwachpunkte:
Gibt es doch den Urmarkus, der betreffend Stellen nicht enthielt? Gibt es doch eine literarische Abhängigkeit zwischen Matthäus und Lukas? Haben sie unabhängig voneinander die gleiche Idee gehabt? Abweichung von Mk bei Lukas und Matthäus von dem uns bekannten? Mk914.29 par ist durch mündliche Tradition nicht erklärbar!

Aber:
Die minor agreements gehen nie über ganze Sätze hinaus und sind in den meisten Fällen stilistische oder grammatische Änderungen.
Falls Lukas den Matthäus gekannt hat, müßte man erklärt, wieso er den zusätzlichen gemeinsamen Stoff niemals an derselben Stelle des Markus einfügte wie Matthäus
Gegen den Einwand, de große lukanische Lücke und die Auslassung von Mk426-29 seien ein Hinweis auf einen Urmarkus  zu sagen, daß es auch noch andere Auslassungen gibt, die in die lukanische Lücke gehören, die Matthäus aber gelesen haben muß (Sammelbericht Mt1529-31, wo bei Markus Heilungsgeschichte steht). Somit sind zwei Urmaci, einer den Lukas, ein andere den Matthäus gelesen haben muß zu postulieren. Dies ist auch problematisch, weil Lukas und Matthäus etwa zur gleichen Zeit abgefaßt wurden.
Die andere Hypothese von einem Deuteromarkus ist ebenfalls mit dem Problem, behaftet, daß von einem solchen jüngeren Text keinerlei Textzeugen erhalten geblieben sind.
Die formgeschichtliche Methode
Unterscheid in der Methodik Bultmanns und Debelius´
Bultmann geht von der Analsyse der Einzelstücke aus, um ihre ursprüngliche Gestalt zu gewinnen und dann ihren Ursprung zu erschließen. Dabei sei es zunächst gleichgütli, ob die Trafition mündlich ooder schriftlich erfolgte. Der relogionsgeschichtliche Aspekt spiet bei Bultmann analytischer Methode, speziell bei der Frage nach dem Sitz im Leben, ein große Rolle. Er differenziert von daher den Sitz im Leben: z.B. Diskussinen mit den Pharisäern hatten ihren Sitz im Leben in der Missionspredigt, Logien Jesu evtl. in der Gemeindediskussion.
Einwand gegen Bultmann: dir Form darf nicht vom Inhalt her bestimmen, aber: Formgeschichte behauptet ja von ihrem Ansatz her gerade die Entsprchung von Form und Inhalt.
Dibelius glaubte àls einzig wesentliche Funktion jener endgläubigen Gemeinden die Predigt zu erkennen, damit mußte also der Sitz im Leben für die ersten Überleiferungsstück gefunden sein´. Andere, höhere Literartur war in der Zeit der Naherwartung praktisch nicht vorstellbar. Rekonstruiert dies auch den Reden der Apostelgeschicht, glaubt, daß deren Schema sehr alt sei und in die früheste Frühzeit zurückreiche. Predigt im Sinne Dibelius umfaßt Missionsverkündigung, Kultpredigt und Katechese.
Einwand gegen Dibelius von Wilkens: Aus der Apostelgeschichte Reden und 1Kor153ff läßt isch kein ursprünglicher Predigttyp rekosntruiern. Wilkens meint ferner. das das “Kerygma” der Apostelgeschichten-Reden, die summarische Chraakteriesierung der Vita Jeus, nicht der Usrsprung der synoptischen Jesustradition sei, sondern diese vielmehr voraussetze, und zwar in ihrere Evagnelienform.
Die Formen des synoptischen Traditionsstoffes
1. Formen des Redestoffes (Herrenworte)
“es geht bei den Herrenworten um kleine Einheiten, die selbständige Traditionsstücke gewesen sind oder doch hätten sein können”
1.1 Logion: Bultmann oder Weisheitsworte: Dibelius
Bultmann verwendet den Ausdruck nur im engeren Sinn für Weisheitsworte. Vorbild ist die alttestamentlichen und jüdische Spruchweisheit, z.B. Prov oder JesSir
1.2 Prophetische und apokalyptische Worte: Bultmann, Prophetischer Ruf: Dibelius
z.B. Heils- und Drohworte, Mahnrede, Apokalyptische Weissagungen
1.3 Gesetzesworte und Gemeinderegeln
Logien zum Gesetz, Regeln für die Gemeinschaft im Interesse der Paränese
1.4 Ich-Worte
Jesus spricht von seiner Person
1.5 Gleichnisse und Verwandtes
Wahrscheinlichkeit groß, dabei auf “echte” Jesusüberlieferung zu stoßen, den sie weisen oft auf die vorösterliche Situation, lehren das kommende Gottesreich verstehen.
Zweifel an der “Echtheit” sind angebracht, wenn die Gleichnisse Christologie enthalten oder Probleme der Gemeindeverfassung angesprochen sind.
1.5.1 Bildworte: Bild und Sache ohne Vergleichspartikel nebeneinandergestellt.
1.5.2 Metaphern: Das Bild steht für die Sache.
1.5.3 Vergleiche: Bild und Sachhälfte in korrekter Form durch Vergleichspartikel z.B. “wie... so” verbunden.
1.5.4 Gleichnisse: Unterscheiden sich in der Ausführlichkeit er Bildgestaltung von Vergleiche oder Bildworten. Sie nennen in der Bildhälfte regelmäßiges und typisches.
1.5.5 Parabel: kein typischer Vorgang, sondern ein interessanter und vielleicht sogar anstößiger Einzelfall
1.5.6 Beispielerzählung: jedes Element des Bildlichen fehlt, starke Verwandtschaft mit der Parabel, stellt nur Sachhälfte dar, z.B. Beispiel für rechtes Verhalten
1.5.7 Allegorie: Hat sich aus der Metapher entwickelt, eine metaphora continua, Darstellung, die in allen Einzelzügen bildlichen Sinn hat.

Erzählstoff:
Wundergeschichten:
dazu gehören nur solche Erzählungen, bei denen das Wunder auch eigentlicher Inhalt der Erzählung ist.
Geschichtserzählung und Legenden:
Erzählungen von Taufe und Verklärung, Geburts- Passions-, und Sterbegeschichten, bei letztem Unterschied zwischen Grabes- und Erscheingunsgeschichte (Bultmann nimmt an, letzte sei entstanden, um die Grabesgeschichten zu unterstützen)
Redestoff:
Herrenworte
wurden zunächst selbständig, d.h. ohne einen weiteren Zusammenhang überliefert.
Gleichnisse:
Darstellung knapp, nur die wichtigsten Personen werden genannt, in der Regel treten nur zwei handelnde Personen(-gruppen) auf. Die Handlung ist einlinig und steuert auf den Gleichnisschluß zu und läßt das Gewicht auf dem Schluß liegen.

1. Erzählungen:
Sitz im Leben ist die Predigt, das Zeugnis vom Heil.
1.1 Paradigma:
Geschlossene Sinneinheiten, die für sich verständlich und ursprünglich selbständig sind mit farbigen Details, Porträts fehlen aber, dafür oft mit Chorschluß.
1.2 Novelle:
wie Paradigma, aber breiter angelegt und mit mehr Details. Der antiken Wundererzählung vergleichbar: Epiphaniegeschichten, in denen Jesus als ein mit göttlichen Kräften begabter Mensch erscheint. Vermutlich sind die Erweiterungen von Paradigmen analog der “inneren Entwicklung des Christentums zur Welt”. Novellen sind keine Beispiele für Predigt.
1.4 Mythus:
sind nur sehr selten. Religionsgeschichtlich Definition: Göttergeschichten. Hier im NT: Tauferzählung, Vesuchungs- und Verklärungsgeschichte.
1.5 Passionsgeschichte:
von vornherein feste Abfolge von Szenen. Der Grundriß entspricht dem christologischen Kerygma, die Aussagen sind inhaltlich auf gefüllt. Die Passionsgeschichte ist nicht Berichterstattung, sondern Verkündigung dessen, was von Gott aus in der Passion geschehen ist. Bezug auf das AT: Die Passion entspricht dem aus der Bibel erkennbaren Gotteswillen.
Die Logienquelle

Die Übereinstimmungen im Wortlaut zwischen Mt und Lk lassen sich nur dadurch erklären, daß beide Evangelisten neben Mk noch eine zweite Quelle hatten (Vgl. Mk11-12 und Lk31-18).
Vergleiche die Feldrede des Lk und die Bergpredigt des Mt: geht mann von Mt aus so erscheint die Feldrede fast als Torso, es finden sich aber viele Sätze der Bergpredigt, die nicht in der Feldrede, sondern an ganz anderer Stelle bei Lk stehen.

1. Die Frage der Schriftlichkeit von Q
Seit die Bedeutung der mündlichen Überlieferung erkannt wurde, wird die Schriftlichkeit von Q nicht mehr so selbstverständlich vorausgesetzt.
Für Q als schriftliche Quelle spricht jedoch:
Erhebliche Übereinstimmungen im Wortlaut. Da die Worte aus dem aramäischen ins Griechische übersetzt worden sein müssen, muß eine griechische Quelle mit dem Wortlaut der Worte Jesu vorgelegen haben.
Wäre Q nur mündlich ohne festen Umfang, müßte man erklären, wieso Mt und Lk daraus soviel Gemeinsames ziehen können.
Die Übereinstimmungen in der Reihenfolge des aufgenommen Q-Stoffes ist doch beträchtlich.
Bei Mt und Lk finden sich Dubletten, d.h. dasselbe Wort Jesu wird von ihnen zweimal an denselben Stellen wiedergegeben. In diesem Fall ist das Wort einmal bei Mk belegt, von dem es die beiden “Seitenreferenten” übernommen haben und noch einmal in Q schriftlich vorgelegen sein, sonst hätte Mt und Lk es kaum so mechanisch übernommen.
Es gibt sogar Lesefehler, die im Griechischen unverständlich erscheinen, im Aramäischen jedoch verwandte Schreibweisen der jeweiligen Wörter zeigen, so daß es nicht ausgeschlossen werden kann, daß Mt und Lk unmittelbar von einer aramäischen Quelle Q oder je zwei griechischen Übersetzungen abgeschrieben haben, wodurch sich die Versehen erklären: Mt2326 und Lk1141. Zumindest waren die Worte Jesu damit schon auf aramäischen Sprachboden schriftlich fixiert und hat es verschieden griechische Übersetzungen gegeben.
Mann muß im Umkreis von Q immer wieder mit starker Einwirkung mündlicher Tradition oder mit gewissen Unterschieden im Wortlaut der Mt und Lk vorliegenden Handschriften von Q rechnen. Auch der Umfang von Q ist nicht leicht zu bestimmen, evtl. wurden auch etwas von Mt und Lk wegelassen.

2. Umfang und Aufbau
Es hat sich die Meinung durchgesetzt, nur Mt und Lk gemeinsam über Mk hinausgehende Redestoff zu Q zu rechnen. Ferner hat Lk auch hier wie Mk seine Stoff sehr viel weniger geändert als Mt.
Harnack fand 7 Erzählungen, 11 Gleichnisse, 13 Spruchgruppen, 29 Sprüche. Q sei in judenchristlichen Gemeinden im syrisch-palästinischen Grenzraum entstanden. Ältere Schicht von Q: prophetisch-enthusiastischen Spruchgut, ohne Tendenz zur “Kerygmatisierung”. Jüngere Schicht: neue Gattungen, Ich-Worte: Aber: es ist fraglich, ob es jemals “nichtkerygmatische Jesus-Tradition” in christlichen Gemeinden gegeben habe. Außerdem kann eine detaillierte Umfangs- und Inhaltsbestimmung von Q kaum vorgenommen werden.
2.1  Ungefährer Aufriß
Predigt Johannes des Täufers Lk3  Mt3
Versuchung Jesu   Lk4  Mt4
Feldrede    Lk6  Mt5-7
Hauptmann von Kapernaum Lk7  Mt8
Johannes der Täufer  Lk7  Mt11
Wehe und Jubelruf  Lk10  Mt11
Vom Gebet   Lk11  Mt6, Mt7
Beelzebub   Lk11  Mt12
Rückfall des bösen Geistes  Lk11  Mt12
Gegen die Pharisäer  Lk11  Mt23, Mt25
Vom Bekennen   Lk12  Mt10
Vom Sorgen   Lk12  Mt6, Mt24
Gleichnisse   Lk13,Lk14 Mt
Weheruf über Jerusalem  Lk13  Mt23
Alt und Neu   Lk16  Mt
Rede über die letzten Dinge Lk17  Mt24
Gleichnisse von den Talenten Lk19  Mt25
2.2 Themenkomplexe
Eschatologische Verkündigung des Täufers, Versuchungsgeschichte
Zusammenfassung der eschatologischen und ethischen Verkündigung Jesu, exemlparisch: Dialog des Hauptmann von Kapernaum mit Jesus.
Längere Täufertexte
Thema Jüngerschaft (Nachfolgesprüche, Wehe- und Jubelruf, Vater Unser)
Thema Gegnerschaft Jesu und Gefährdung der Jünger
Eschatologische ERwartung

3. Gattung und Sitz im Leben
Parallelen: Jüdische Spruchsammlungen, allerdings mehrere bis beliebig vieler Weiser: Analog sind antike Spruchsammlungen zu nennen wie etwa Epikurs Sentenzensammlung, die aus dem Bedürfnis der Schüler entstand, die Lehre des Meisters zusammenzufassen.
Die Spruchquelle ist eine Zusammenfassung, ein Kodifikation der gesamten “Lehre” Jesu. Sie dient der Unterweisung von Christen, Sitz im Leben ist womöglich der Lehrbetrieb der Gemeinde, der für Lehre und Leben, Mission und Auseinandersetzung mit der Umwelt zuständig war. Der Erzählstoff hatte einen anderen Sitz im Leben.

4. Theologische Motive
4.1 Identität des Irdischem mit dem Erhöten
ist in Q überall vorausgesetzt, die Auferweckung und d.h. die Erhöhung des Gekreuzigten ist also vorausgesetzt, auch wenn diese Ereignisse nicht erwähnt werden. Die Überlieferungen von Jesus wurden ja nicht deshalb gesammelt und weitergegeben. weil sie Überlieferung von dem waren, der von der Gemeinde als der Erhöhte geglaubt und als der Wiederkommende erwartet wurde. Das geht daraus hervor, daß der irdische Jesus denselben Hoheitstitel erhält wie er wiederkommende: Menschensohn.
4.2
Durch die Voranstellung der Täuferbotschaft wird Jesus Verkündigung als Verkündigung des Johannes geweissagten eschatologischen Richters gekennzeichnet.
4.3 Ruf zur Entscheidung
Jesu Verkündigung ist nicht nur in den eigentlich eschatologischen Partien Ruf zur Entscheidung: “Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich” Lk1123 par.: Es gibt nur Nachfolge oder Ungehorsam, Jüngerschaft oder Gegnerschaft.
4.4 Motiv der Gegnerschaft
durchzieht die ganze Spruchquelle. Q  parallelisiert ausdrücklich die Verwerfung Jesu und die des Täufers durch “dieses Geschlecht” und damit die beider dem Geschick der alttestamentlichen Propheten. Q stellt mehrfach dem ungläubigen Israel die gläubigen Heiden gegenüber, ist also ausgesprochen heidenfreundlich.
4.5 Parallelität des Schicksals und der Aufgabe Jesu und seiner Jünger
ist das Hauptmotiv des Themas Jüngerschaft. vgl. Nachfolgesprüche Lk957-60 par.
4.6 Implizite Christologie
Im Wort vom Bekennen und Verleugnen wird ein letzter Grundzug von Q  besonders deutlich: Jesu Verkündigung ist keine von ihm ablösbare Lehre, ihre Weitergabe und Annahme schließt eine Anerkennung seiner Person als des Heilsbringers ein, d.h. sie  impliziert eine Christologie.
4.7
Die erwähnte Identität des Irdischen mit dem Erhöhten ist eine allgemeine Anschauung des frühen Urchristentums, kein Spezifikum von Q, so verschieden sie auch akzeptiert wurde. Sie war schon vor Q vollzogen worden, wie von Q völlig unabhängige Stellen Mk210,27 zeigen. In Q beachtlicher Unterschied zu Mk: Hier wird Jesus Niedrigkeit betont: der Unbehauste Lk958 par.
4.8
Daneben gilt Jesus auch als der Messias, obwohl der Titel nie vorkommt. Denn die Deutung des Täufers mit dem jüdischen Theolumenen des Elias redivivus Mal31,24 in Mt1110 als des geweissagten eschatologischen Wegbereiters soll den Täufer als Vorläufer des Messias einführen. Diese Argumentation stammt aus den Debatten der Christen mit Juden und Täuferanhängern über die Messianität Jesu, dient aber hier nicht mehr ihrem ursprünglichen Zweck, sondern der Parallelisierung Jesus und des Täufers hinsichtlich ihrer Verwerfung.
4.9 Weisheitliche Element
Neben dem apokalyptische und dem messianischen Element hat auch das weisheitliche Element Einfluß auf die Christologie gehabt: Mythos von der personifizierte Weisheit, Jesus und der Täufer stehen in Verbindung mit der göttlichen Sophia Lk735 par. Weisheitlicher Herkunft ist auch er Jubelruf Mt1125f. Mt1127 par. ist nach Stil und Inhalt den johanneischen Offenbarungsworten, erscheint in der synoptische Tradition als erratisches Stück.
4.10 Jesus als Wundertäter
spielt in den christologischen Vorstellungen von Q eine Rolle. Q kennt und akzeptiert eine reiche, durch die Synoptiker nicht vollständig verifizierbare Tradition von Jesuswundern samt dazugehöriger qeioß-anhr-Christologie: Aber Abgrenzung gegen zwei Mißdeutungen:
Jesus habe seine Macht zu Exorzismen von Belzebub, dem Obersten der Dämonen Lk1114ff, und seine Wunder seien Selbsthilfe- und Schauwunder, wie bei einem  qeioß-anhr. Jesu Selbstverständnis der Wundertaten sind die von den Zeichen der nahen Gottesherrschaft Lk1120 par.
Die Spruchquelle negiert die  qeioß-anhr-Christologie keineswegs, sondern nimmt sie kritisch auf, indem sie den unlösbaren Zusammenhang zwischen Wunder und Gottesherrschaft herstellt.

5. Zur geschichtlichen Situation
H.E. Tödt vertrat die These, Q sei eine Dokument einer selbständigen Urgemeinde, die sich ausschließlich die Weiterverkündigung der Botschaft des irdischen Jesus zur Aufgabe gemacht hat und sich von der anderen Urgemeinde, für die das “Passionskerygma” Inhalt der Verkündigung gewesen sei, grundsätzlich unterschieden habe.
Allerdings scheint die Antithese: “Passionskerygma-Weitergabe der Botschaft Jesu” wenig stichhaltig zu sein. Denn versteht man den Ausdruck Passionskerygma im engeren Sinn, als Bezeichnung der Pistisformeln, die Jesu Tod und Auferweckung als Heilsgut und Inhalt des Glaubens nennen und speziell die Heilsbedeutung seines Todes (Sühne) hervorheben, dann muß man sehen, daß selbst das in den synoptischen Evangelien nur sehr randständig behandelt werden. (Spruch vom Lösegeld Mk1045) und fehlt auffälligeweise in der Passionsgeschichte und den Leidensweissagungen. Das Passionskerygma ist also zur Scheidung von Q-Stoff und anderem evangelischen Stoff ungeeignet. Versteht man das Passionskerygma im weiteren Sinn, so muß man sehen, daß der gesamte synoptische Stoff ebensowenig vom Passionskerygma geprägt ist, er ist ja erst durch redaktionelle Arbeit der Evangelisten damit verbunden worden.
Denn die Annahme eines besonderen Sitzes im Leben des internen Lehrbetriebs der Gemeinde erklärt die literarische und theologische Eigenart von Q  genügend. Wenn Q nur eine zusammenstellung der ‘Lehre’ Jesu sein soll, dann besteht kein Anlaß, eine Passionstradition aufzunehmen.
Entstehungort und Entstehungszeit sind unbekannt, Indizien sprechen für das Gebiet am See Genezareth (Chorazin, Bethsaida, Kapbernaum und Jerusalem)
Sicher ist, daß Q teilweise schon in aramäischer Sprachfixierung und Mt und Lk als griechischer Übersetzung vorlag. Die Anfänge der Sammlung ist wohl schon in den dreißiger Jahre, redaktioneller Abschluß nicht zu früh (beginnende Parusieverzögerung Mt2448, Leidensankündigungen an Jünger Mt2355).
Q genoß großes Ansehen, sonst wäre sei nicht von MT und Lk verwendet worden.
Das Markusevangelium
1. Aufbau
Mk ist das älteste der drei Synoptiker-Evangelien und diente Mt und Lk als Vorlage.

Auffallend viel Raum nimmt die Passion an Raum ein bei Mk ca. 1/3. Theologische Mitte bei Mk ist diese scharfe Betonung der Kreuzestheologie.
Die Gliederung im Einzelnen:

Mk11-13  Johannes der Täufer
Mk114f  Summarion
Mk116-66a Auftreten Jesus in Galiläa
Mk2-3  Streitgespräche
Mk4  Gleichniskapitel
Mk66b-929 Jesu Wirken in und um Galiläa, Höhepunkt: Petrusbekenntnis
 Mk827-33  Leidensankündigung
 Mk92-13  Verklärung
 Mk914-29  Wundergeschichte
 Mk931-50  Jüngerbelehrung
Mk10  Von Galiläa nach Jerusalem
Mk11-13  Vorspiel zur Passion
 Mk118-10  Einzug in Jerusalem
 Mk1115-19 Tempelreinigung
 Mk1127-1244  Streitgespräche
Mk13  Mk-Apokalypse
Mk14-15  Passion
Mk16  Grabesgeschichte
2. Das Material
Es gibt keine durchlaufenden Quellenschichten und nur kleine Einheiten,  in sich abgeschlossene Einheiten. Der Redestoff existierte zwar schon in kleineren oder größeren Sammlungen, war aber “biographisch” unergibig.
2.1 Der Erzählstoff
Leidensgeschichte ist im wesentlichen schon vor dem Markusevangelium im Zusammenhang erzählt. Es war festes Schlußstück, auf das hin alles andere erzählt wurde. Mk634-56 und Mk81-30 könnten vormarkinisch sein, weil es den Ereignissen in Joh6 entspricht.
2.2 Der Redestoff
Mk erwähnt öfter die “Lehre Jesu” Mk41,1238. Natürlich läßt sie sich nicht näher bestimmen oder abgrenzen. Berührungen zwischen Mk und Q  bestehen, aber es gibt keine Abhängigkeit.
Überkommener Redestoff:

Die unterschiedlichen aufgenommenen Gat-tungen hatten auch unterschiedlichen christologischen Charakter: Drei verschiedene Menschensohn-anschauungen, eine qeioß-anhr-Christologie, verschiedene Auffassungen zur Gottessohnschaft Jesu. Dies alles wird zusammengehalten durch den Bezug auf die Person Jesu, durch die Überzeugung von der Identität des Irdischen mit dem Erhöhten.
3. Literarische Redaktion und theologischer Charakter
Die Verbindung der Einzelstücke geschieht häufig durch kai, kai euquß oder palin.
Um aus den Einzelbilder ein Gesamtbild zu entwerfen, verwendet Mk pragmatische Bemerkungen Mk49, die künftige Ereignisse vorbereiten und
Summarien, de zeigen sollen, daß Jesu Taten nur Beispiele seiner viel umfassenderen Tätigkeit sind Mk132-34,310-12,654-56.
Ein wirkliches chronologisches Interesse fehlt.
3.1 Lokales Gliederungsprinzip
Auch faßt er die Größe Palästinas sehr viel weiter als sie tatsächlich war. Nach Lohmeyer ist Palästina für Mk mehr ein theologischer als ein geographischer Ort:
Galiläa als Schauplatz der Offenbarung (Anhänger, Wunder), dort wird sich er Auferstandene offenbaren Mk167, dort nimmt die Heidenmission ihren Ausgang Mk71.
Jerusalem ist Symbol für die Verwerfung Israels (Verfluchung des Feigenbaums)
Wenn Mk das verachtete Galiläa zur Stätte der eschatologischen Offenbarung, das heilige Jerusalem dagegen zum Ort der erbitterten Ablehnung der Offenbarung macht, dann hat diese Umkehrung jüdischer Vorstellungen auch aktuellen Sinn, sie spricht den theologischen Gedanken des Übergangs des Heils von den ungläubigen Juden zu den gläubigen Heiden aus.
3.2 Christologisches Gliederungprinzip
Mit kompositiorischen Mitteln hebt Mk auch die Passion hervor:

Es wird hervor gehoben, daß Leiden, Tod und Auferstehung göttliche Notwendigkeit sind (dei Mk831). Dadurch wird das Gefälle der Darstellung deutlich, die auf die Passion abzielt.
3.3 Das Messiasgeheimnis oder die Geheimnistheorie
Jesus will seine Würde und Macht, obwohl er sie offenbart, zu seinen Lebzeiten geheimgehalten und befiehlt ihre Kundmachung erst für die Zeit seiner Auferstehung: Ausdruck sind die Schweigegebote an den Besessenen und anderen Geheilten und die Jünger, einschließlich deren Unverständnis. Allerdings kommt der Ausdruck Messias nur einmal vor Mk829, ist also nur als Chiffre für Jesu übernatürliches Wesen und nur in diesem übetragenen Sinn berechtigt.
3.3.1 Wrede: Mk habe zwischen dem unmessianischen Jesusstoff und dem nachösterlichen “Messias”-Glauben der Christen einen Ausgleich schaffen wollen, aber: der Stoff ist ja aufgrund des Osterglaubens tradiert worden.
3.3.2 Dibelius: Mk wolle begründen warum Jesus, obwohl er der Messias war, nicht als solcher erkannt, sondern verworfen und gekreuzigt wurde. Aber: dies berücksichtigt das Jüngerunverständins nicht.
3.3.3 Conzelmann: Die Geheimnistheorie bemüht sich weder um historische noch um apologetische Erklärung der Vergangenheit, soll das Wirken Jesus nicht historisierend von der Gegenwart absetzen, sondern es für die Gegenwart der Leser, der Kirche aktualisieren! “Es handelt sich um die echte Dialektik des Rückblicks. In ihm begreift der Glaube, daß er selbst nur durch Offenbarung, welche den Ostersachverhalt einschließt, möglich ist.... Im Geheimnis ist die marcinische Darstellung der Kontinuität zwischen beiden Epochen aus einem Gesamtverständnis von der Offenbarung entworfen: von Jesus her war sie schon immer ‘Offenbarung’, und eben dieses Prae wird von Ostern her einsichtig. Jetziges Verstehen kommt also bei Mk zu sich selbst im Rückblick auf Jesus, aber - anders als bei Lk - so, daß es die historische Distanz sofort als von dort her überbrückt begreift.” Aber: Wozu braucht er dabei das Messiasgeheimnis?
3.4 Die Geschichte Jesu als Inthronisationsvorgang
“Gottes Sohn” im Vollsinn - den dunamei in Röm14 - wird Jesus dort nicht mit der Taufe, sondern erst mit der Kreuzigung, bei der Auferstehung. Dies ist die älteste Auffassung.
Mk deuten die Geschichte von der Taufe über die Verklärung bis zur Kreuzigung als Vorgang der Inthronisation: Diese Abfolge entspricht dem altägyptischen Inthronisationsritual: Apotheose, Präsentation und eigentliche Inthronisation. “Indem Mk die überkommene Jesustraditon mit Hilfe des Inthronisationsschemas umfaßt und gliedert und so die Geschichte Jesus von der Taufe bis zur Kreuzigung als Inthronisation zum eschatologischen König deutet, macht er die Relevanz diese Geschichte als Heilsgeschehen deutlich - freilich unter dem Schleier des Geheimnisses der Geheimnistheorie.” Mk will das “Evangelium von Jesus Christus mit seiner Erzählung nicht illustrieren, sondern darbieten. Inhalt ist nicht nur, wie vorher auch schon, Tod und Auferstehung, sondern jeder einzelnen Teil, wie das Ganze, hat Anredecharakter.

4. Die theologiegeschichtliche Stellung
Mk hat sein Evangelium für hellenistisch-heidenchristliche Leser verfaßt. Er erklärt jüdische Sitten und Gebräuche und übersetzt aramäische Vokabeln. Aber es besteht kaum Nähe zur hellenistischen Theologie:
Mk gehört ganz in den Bereich der Jesustradition und repräsentiert diese im hellenistisch-judenchristlichen Sinn, aber ganz auf die Heidenchristen ausgerichteten Stadium.
5. Verfasser, Abfassungsort und -zeit
Vermutlich in Stadt geschreiben worden, wo die palästinische Jesusüberlieferung lebendig war, Syrien wahrscheinlicher als Rom.
Zerstörung des Tempels vorausgesetzt: Zerreißung des Tempelvorhangs wäre Skandal gewesen in Jerusalem vorher Mk1528.
Gleichnis von den bösen Winzern apostrophiert die Katastrophe des Jahres 70, Abfassungszeit vermutlich kurz nach 70.

6. Integrität
Absatz Mk169ff ist sekundär. Aber ist Mk168 der Abschluß oder folgten noch die in Mk167 und Mk1428 angekündigten Erscheinungen des Auferstandenen?
Hypothese Vielhauer: Mk167 verlangt eine Fortsetzung, einen Schluß, er ist wahrscheinlich ausgefallen, weil er zu sehr von den später bezeugten Formen der Erzählungen österlicher Christophanien abwich, vgl. 1Kor153-7.

7. Die Form des Evangeliums
7.1 Entwicklungstheorie
Das Evangelium als Gattung ist eine immanente Entwicklung aus dem vorgegeben Stoff her.
Aber der literarische Zusammenhalt gerade bei Mk ist ja technisch-redaktionell hergestellt.
7.2 Rahmentheorie
geht auf die Predigttheorie Dibelius’ zurück und auf die verwandte Theorie von Bultmann vom Kerygma (Formeln und biographische Summarien der Apostelgeschichte). Jene Summarien bildeten sozusagen das frame-work, das dann mit Einzelnstoffen als den Beleg für die Themen der Summarien gefüllt wurden.
Aber: Traditionsgeschichtliche Priorität der Summarien ist mehr als problematisch. Auch die Bultmann’sche These, daß sich an die Verkündigung von Jesu Tod und Auferstehung nach rückwärts die Einzelstoffe angegliedert hätten, läßt sich als literarischer Prozeß nicht verifizieren.
Freilich ist wohl richtig, daß das Kerygma von Tod und Auferstehung den Kristallisationskeim für die Evangelienbildung darstellt und daß schriftstellerische, apologetische, kultisch, paränetische und dogmatische Bedürfnisse der Gemeinden die Aufnahme bestimmter Stoffe in das Evangelium veranlaßten.
7.3 Vitentheorie
ist der Versuch die antiken Biographie, jetzt aber die hellenistische qeioß-anhr-Biographie, als Modell der Evangelien zu erweisen.
Aber: Weder sprachlich und in technischer, kompositorischer Hinsicht genügt Mk oder die anderen Evangelien den Anforderungen des literarischen Niveaus.
7.4 Schriftstellertheorie
Wertet die Redaktionstätigkeit der Evangelien als Leistung einzelner theologischer Schriftsteller. Die Theorie geht soweit, daß sie in den Evangelien eine autosemantische Sprachform erkennen zu müssen glaubt.
Aber: Diese Hypothese erklärt garnichts und fußt auf unbewiesenen Behauptungen, z.B. daß die Schaffung der Evangelienform und die Verschriftlichung zusammenfielen.
7.4 Conzelmann
Die Form des Evangeliums, wie sie in Mk vorliegt ist nicht einfach die Addition von Traditionsstoffen, aber auch nicht einfach ein freischöpferischer Akt von Schriftstellern.
Nicht nur der Stoff, auch dessen BEgrenzung nach vorwärts und rückwärts war vorgegeben:
Tod und Auferstehung Jesu, auch, weil beides das “eigentliche” Heilsereignis bildet.
Ausgangspunkt der Jesusbewegung bildet die Täuferbewegung (historisch zutreffender Reflex!)
Die einzelnen Gattungen des Leben-Jesu-Stoffes transportierten verschiedenen Christologien. Diese zentrifugalen Tendenzen hätten zur völligen Aufspaltung führen können. Daß dies nicht geschah, lag nicht am MkEv, sondern Mk ist entstanden, weil das ursprünglich hinter jeder Einzelüberlieferung stehende Bewußtsein von der Identität des Irdischen mit dem Erhöhten und damit die Bedeutung seines Todes sich durchgehalten hat bzw. duchgesetzt hat. Dieser Kontext, indem jedes Einzelstück implizit sein Dasei hatte, hat der Evangelist explizit gemacht.
Das Matthäusevangelium
1. Aufbau

Die Anfänge    Mt1-4
 Die Vorgeschichte Mt1,2
 Die Vorbereitung   Mt3,4
Jesus in Galiläa  Mt5-20
 Die Bergpredigt Mt5-7
 Jesu große Taten Mt8,9
 Die Aussendungsrede Mt10
 Jesus und seine Gegner Mt11,12
 Die sieben Gleichnisse vom Himmelreich Mt131-53
 Jesus auf Wanderungen Mt1354-1612
 Der Weg zur Passion Mt1613-2034
Jesus in Jerusalem  Mt21-27
 Das letzte Wirken Mt21,22
 Letzte Reden Mt23-25
 Die Passion Mt26,27
Ostergeschichte  Mt28

2. Quellenbenutzung und Bearbeitung der Tradition
Einige Mk-Perikopen hat Mt ausgelassen:

Der Redestoff wurde von Mt systematisch geordnet und an passender Stelle in den Mk-Aufriß eingefügt: Sondergut und Q sind zu fünf große Reden komponiert:

Conzelmann zählt sechs großen Reden:

Das Sondergut besteht abgesehen von Worten und Gleichnissen vor allem aus legendären Stoffen, sie häufen sich in der Vorgeschichte und in den Ostergeschichten.
Literarische Technik der Verknüpfung fortgeschrittener als bei Mk. Mt versucht, den Zusammenhang des Erzählten möglichst eng zu gestalten.

2.1 Wundergeschichten
werden oft stark gekürzt, häufig mit Worten Jesus versehen und zu Lehrgesprächen umgestaltet; von  Novellen- in Richtung Apophtemacharakter. Mt hat sie auch zahlenmäßig vermehrt, hebt dadurch aber die Verbindung von Glauben und Wunder hervor und macht so die Gegenwartsbedeutung der Wunder für Leser und Hörer klar.
2.2 Prinzip der Sachordnung
wie schon bei Mk angelegt, hat sich durchgesetzt gegenüber der geographischen und chronologischen Rahmen. Beispiel Mt5-9 durch fast gleichlautende Summarien Mt423 und Mt935 die Bergpredigt mit dem Tatenzyklus verklammert. Jesus als Messias des Wortes und der Tat.
Eine durchgängige sachliche Gliederung hat Mt freilich mit Rücksicht auf den überkommenen literarischen Rahmen nicht durchgesetzt, aber der erste Teil erhält dennoch den Charakter eines Lehrbuches.
3. Theologischer Charakter
Mt hat die theologische Wertung Galiläas aus Mk übernommen und verstärkt vgl “Introitus” Mt415f; entsprechend Himmelfahrt auf einem Berg Galiläas.
Mt hat das Inthronistationsschema von Mk nicht übernommen, denn Jesus ist ja beim ihm durch seine wunderbare Erzeugung schon von vornherein Gottes Sohn.
Die Geheimnistheorie ist stark reduziert, das Unverständnis der Jünger ist abgemildert, denn sie gelten bei ihm ja schon als Repräsentanten der Gemeinde, die Christus erkannt hat.
Wie Mk Nebeneinander von Lehren und Heilen, jedoch betont Mt stärker die Lehre.
Die Vor- und Ostergeschichte sind Schlüssel für die matthäische Christologie, Ekklesiologie und Eschatologie. Der Schluß endet nicht mit der referierenden Bemerkung des Autor(in)s, sondern mit dem Offenbarungswort Mt1818-20
Die Christologie ist von jüdischen wie von hellenistischen Motiven geprägt: “Messias”, “Sohn Davids”  mit Stammbaum bis zu Abraham, “König der Juden” Mt22, aber auch “Sohn Gottes”, und zwar nicht erst durch Adoption, sondern schon durch wunderbare Erzeugung und Geburt. Hier ist die  Gottessohnschaft, beliebte Motive der qeioß-anhr-Vorstellung: Wunderbare Erzeugung, Hinweis auf die Bedeutung des noch Ungeboren, Bedrohung und Rettung des Neugeborenen.
Der Auferstanden ist der Pantokrator, übt aber seine Herrschaft durch die Jünger aus, die missionieren sollen.
Hoheitliche Züge Jesu sind stark herausgestellt, z.B. Umwandlung des Referats Mk141 in ein Herrenwort Mt262: Jesus durchgängig als Herr seines Schicksals dargestellt.
GEbrauch des AT: Übernahme und Vermehrung  der At-Zitate aus Mk: die Reflektionszitate: Zitationsformel und Texte, die einem besonderen Typus, nicht der LXX oder einfach eine griechische Übersetzung des hebräischen Textes. Reflektions-Formel auf Qumran, hiesige Form vom Evangelium gebildet.
Allerdings ist die Erfüllung alttestamentlicher Prophetie nicht wie Mk Zeichen der angebrochenen Endzeit, die Parousieverzögerung war am Werk: Es geht ihm um die Erfüllung einzelner Wort in Einzelheiten des Lebens Jesu. Mit dem Gedanken einzelner Erfüllungen konstruiert Mt das Bild einer Heilsgeschichte, die Israel, Jesus und die Zeit der Kirche umspannt, aber die letzte Erfüllung steht noch aus.
Drei Motive: Vollmacht des Erhöhten, universaler Missionsauftrag und praesentia Christi sind als Leitgedanke des ganzen Buches zu beachte!
Ekklesiologie: nur in Mt findet sich in den Synpotiker das Wort ejkklhsiva. Die Gleichnisse vom Unkraut unter dem Weizen und vom Fischnetz: Die Kirche ist das Reich des Menschensohns, ein corpus permixtum, die Scheidung tritt erst bei der Parousie ein und darf nicht vorweggenommen werden. Versteht Kirche als das wahre Israel, Verfolgungen der Kirche sind Verfolgungen durch das empirische Israel. Sucht aber Verbindung zu halten durch Übernahme des AT und des Gesetztes Mt17-20. Er sagt aber ausdrücklich, daß im Liebesgebot das ganze Gesetz erfüllt sei. Rückt Jesus als den Bringer dieses Gesetzes in den Vordergrund. Schwächt Jesu radikale Forderung kasuistisch ab z.b. Mt532. Bestreben, die eschatologische Botschaft Jesu zu ethisieren und  in eine an die weiterbestehende Welt angepaßte Ethik umzuformen. Selbst die Reflexionszitate zielen zwar auf die historisch-biographische Faktizität, aber nicht im Sinne einer Historisierung, d.h. Relativierung, sondern im Sinn einer Vergewisserung. Die ganze dargestellte Geschichte Jesu hat Gegenwartsbedeutung für die Kirche “Bis zum Ende der Welt”, die ethische Forderung ist ein Implikat der Christologie, nicht umgekehrt.

4. Sitz im Leben
Sowohl kultische Versammlung als auch Unterricht, für Lehrer Mt519, Mt238-12 und für Katechumenen Mt818ff. Kombination von Q und Mk: Ziel ist die Erfüllung der kerygmatischen Aufgabe der christlichen Lehrer.

5. Zur geschichtliche Situation
Die Gemeinde scheint eine gemischte Gemeinde zu sein, in der sich der juden-christliche Teil noch nicht völlig von der Synagoge getrennt hat.
Ein Teil der Gemeinde dachte über die Stellung des Gesetzes wahrscheinlich liberaler als der andere, aber kein Antinomismus.
Der Verfasser war dem Buch nach ein christlicher grammateuß, d.h.. ein Lehrer.
Die Zerstörung Jerusalems wird vorausgesetzt Mt227, Mt2338.
Die Entstehungzeit liegt vermutlich irgendwann in den letzten beiden Jahrzehnten es 1. Jhds; Strecker 90-95.
Ort Anntiochia oder Damaskus, da der Wert eines “Saters” Mt1724ff nur dort den Wert zweier Doppeldrachmen hatte.
Das lukanische Doppelwerk
1.  Das Lukasevangelium
1.1 Aufbau
Vorgeschichte des Vorläufers und des Messias Lk1,2
Der Anfang Lk31-413
 Das Wirken des Vorläufers Lk3
 Die Vorbereitung des Messias Lk41-13
Jesu Wirken in Galiläa Lk414-950
Jesu Wirksamkeit Lk951-1927
Jesu Reise nach Jerusalem Lk1928-2138
Passion und Ostergeschichte Lk22-24

2. Quellenbenutzung
Lk hat Quellen anders benutzt als Mt: Mt hat seine Quellen ineinandergearbeitet, Lk hat sie nebeneinandergestellt. Sehr viel Sondergut, das nicht nur aus den Quellen stammen kann.
Proto-Lukas-Hypothese: Der Evangelist hat ohne Kenntnis von Mk aus Q und Sondergut (SLk) ein Evangelium zusammengestellt, den Proto-Lukas Lk3-24 ohne Markus-Stoff. Die Zeitangabe Lk31 ist angeblich ein deutlicher Buchanfang. Der Proto-Lukas hat dann Mk kennengelernt und in zwei Blöcke eingearbeitet, dies veröffentlicht und dann die Apostelgeschichte geschrieben und Lk1+2 vorangestellt.
Aber nicht haltbar: Lk war nicht nur mechanischer Sammler und hat Stoff nicht nur planlos aneinandergereiht.
Lk hat Mk faßt vollständig übernommen, doch fehlt zwischen Lk917 und Lk918 der ganze Passus Mk645-826, die sogenannte lukanische Lücke!
Die Wirksamkeit des Täufers ist gegenüber der Jesu stark herabgesetzt.
Dadurch, daß Lk nicht wie Mt seine Quellen ineinanderarbeitet, sondern nebeneinanderstellt, bringt er ein anderes Bild vom Leben Jesu, als es bei Mk und Mt erscheint, obwohl er Mk im Aufriß folgt.
Der Reisebericht Lk951-1814 macht den Eindruck, als fehle dieser Abschnitt bei den anderen Synoptikern, allerdings ist er nur redaktioneller Rahmen, in den der das Material einfügt. Allerdings ist die Reisesituation nur inLk951-56 konstitutiv und gehört der Tradition an. Freilich hat er eine wichtige theologische Bedeutung.

3. Schriftstellerischer Charakter und theologische Tendenzen
Lk will als Historiker aus der Jesustradtion und aus den Traditionen über die Urkirche eine diegesiß, eine Geschichtserzählung machen und die Geschichte Jesu historisch einordnen: Herstellung weltpolitischer Züge durch sechsfachen Synchromismus in Lk31ff.
Die Technik der Herstellung der Zusammenhänge ist fortgeschrittener als bei Mk und Mt: Häufige Historisierung, die verdeutlichen, motivieren und konkretisieren soll: z.B. Jesu Antwort auf die Anfrage des Täufers, ob er der Kommende sei: Antwort erhält bei Lukas einen “situationsgebundenen Hintergrund”: Jesus war gerade beim Heilen vieler Kranker Lk720-23.
Die Biographisierung des Stoffes ist dort am stärksten, wo Lukas am freiesten arbeiten konnte: In der Vorgeschichte! Sie bestimmt von einer kirchlich-theologischen Tradition, von der Sicht der historia Jesu als Periode der universalen Heilsgeschichte. Das Motiv dafür ist das Ausbleiben der Parousie, die Zerdehnung der Zeit. Die Geschichte Jesu rückt immer mehr in den Hintergrund uns setzt sich von der Gegenwart der Kirche ab. Das Verhältnis der Kirche zur Zeit Jesu wird immer mehr zum Problem, Lukas versucht es mit seiner Konzeption der Heilsgeschichte zu lösen:
Bearbeitung der Täufertradition aus Mk und Q: In diesen galt der Täufer als Elias redivivus und Vorläufer des Messias. Lk trennt die Wirksamkeit des Täufers von der Jesu und streicht den Elia-Passus Mk99-13 und das Maleachi-Zitat in Q. Zwar ist Johannes der Vorläufer und Jesus der Messias, aber beide sind nicht mehr eschatologische, sondern heilsgeschichtliche Gestalten. Beide gehören verschiedenen Perioden an, “das Gesetz und die Propheten bis Johannes, von da an wird die Herrschaft Gottes verkündigt,...: Johannes der Zeit des Gesetze, d.h Israels, Jesus einer neuen Zeit, die mit ihm beginnt.”
Die Jesuszeit erhält ihren besonderen Charakter dadurch, daß der Satan in ihr keine Macht hat. Er verläßt Jesus nach der Versuchung Lk413 und kehrt erst wieder, als er in den Verräter Judas eingeht Lk223. Dazwischen liegt die eigentliche Jesuszeit, die nicht mit dem Leben Jesus selbst identisch ist, die Passionszeit gehört schon zur Zeit der Kirche. Das “Leben Jesu” greift also über die Mitte der Zeit nach vorwärts und rückwärts hinaus.
Zur markinischen Warnung vor den Irrlehrern, die im Namen Jesus kommen und sagen: “Ich bin es” Mk136 fügt Lk hinzu: “... die Zeit ist nahe.” Lk218 und verketzert damit die Naherwartung der Parousie als Irrlehre.
Die Geschichte Jesu ist dreigeteilt in die geographischen Räume Galiläa, Reise und Jerusalem. Jerusalem ist anders als bei Mt und Mk die heilige Stadt des Gottesvolkes. In und bei ihr ereignen sich die Erscheinungen des Auferstandenen, Galiläa wird durch Eingriffe in den Mk-Text eliminiert.
Dies entspricht nach Conzelmann drei christologischen Stufen: Messiasbewußtsein, Leidensbewußtsein und Ausübung des Kultkönigtums über Israel im Tempel. Nach W.C. Robinson liegt die besondere Bedeutung der lukanischen Geographie in der lokalen Folgeordnung als Mittel, das Vordringen der christlichen Botschaft in die Welt, das Wachstum des Wortes anzuzeigen. Lk sah die Bedeutung des Geographischen darin, den Weg der Ausbreitung des Christentums - ‘den Weg des Herrn’ als eine Reise darzustellen. Diese Präzisierung macht den inneren Zusammenhang des Lk mit der Apg evident.
Das Jesusbild des Lk schildert Jesus im Unterschied zu Mk und Mt als menschlich und hebt seine weichen Züge hervor. Er betont Jesu Leibe zu den “Außenseitern”, den Sündern m den Armen, den Kranken, den Verachteten zu denen auch die Frauen gehören. Entspricht  möglicherweise der Armenfrömmigkeit, die schon vorlukanische TRadition war.
Lk schildert Jesus als Heiligen. Dem entspricht auch die Bearbeitung der Leidensgeschichte. Die Passion ist nicht wie bei Mk als Heilsgeschehen oder bei Mk als christologische Offenbarung, sondern als Martyrium geschildert. Der leidende Heiland ist für Lukas der Mann Gottes, der von bösen Gewalten bekämpft  im Dulden und vergehen ein Vorbild unschuldiges Leidens wird. In dieser Vorbildlichkeit liegt die praktische Bedeutung des Jesusbildes für die Christen in der Zeit des Lk. Lk schildert die Geschichte als Leben eines Heiligen, das vom Martyrium gekrönt wird.

4. Abschließende Bemerkungen
Das Proömium gibt vor, neutral und objektiv die Ereignisse vollständig, genau und in richtiger Reihenfolge in einer zuverlässigen Geschichtserzählung darzustellen. Was aber folgt, ist ein Biographie Jesus in heilsgeschichtlichen Rahmen. Der Leser findet in dem Buch etwas anderes, als was er aufgrund der Einleitung erwartet und erwarten muß. Das Proömium verrät nichts von der heilsgeschichtlichen Konzeption, diese Diskrepanz zwischen heilsgeschichtlichem Entwurf und dem Vorzeichen profaner Historiographie verträgt sich offenbar bei Lukas.
Der Johanneische Kreis

1. Das Johannesevangelium

1.1 Aus der Geschichte der Forschung
1.1.1 Die älteste Frage ist die Frage nach der Echtheit
Joh wurde nur unter der Voraussetzung in den Kanon aufgenommen, daß es das Werk des Zebedaiden Johannes sei. Joh galt den Synoptikern lange Zeit überlegen als das “pneumatische Evangelium”.
1.1.2 Literarkritik
 Ein wichtiges Thema wurde die Literarkritik: Erwuchs aus dem Zusammenhang der Echtsheitfrage, im VErsuch authentisches von nichtauthentischem zu unterscheiden, hat sich aber verselbständigt.
1.1.3 Religionsgeschichtliche Herkunft und Einordnung
Die Frage nach der religionsgeschichtlichen Herkunft und Einordnung des Joh, wurde in den 20er Jahre durch Entdeckung und Erschließung manichäischer und mandäischer Orginalquellen erweitert, das Interesse ist seit de vorwiegend auf den orientalischen Synkretismus gerichtet.
 1.1.4 Botschaft
 Die Klärung der Frage nach der Botschaft des Joh hängt unmittelbar mit der Klärung der Quellen und der religionsgeschichtlichen Heimat des Evangelisten zusammen.
1.2 Aufbau
Prolog Joh11-18
1. Hauptteil: Die Offenbarung Jesu vor der Welt Joh119-1250
 Das Zeugnis des Täufers Joh1
Die ersten Jünger
Die Hochzeit zu Kana Joh2
Die Tempelreinigung
Jesus und Nikodemus Joh3
Jesus und der Täufer
Das Zeugnis des Offenbarers
Jesus und die Samaritanerin Joh4
Die Heilung des Sohnes des “Königischen”
Heiligung am Teich Joh5
 Rede Jesu über den Offenbarer als Richter Joh5
Speisung der 5000 und Seewandel Joh6
Zeichenforderung
Rede über das Brot des Lebens
Petrusbekenntnis
Jesus auf dem Laubhüttenfest Joh7
Jesu Auseinandersetzung mit den Juden Joh8
Heiligung des Blindgeborenen Joh9
Jesu Rede vom Guten Hirten Joh10
Steinigungsversuch und Flucht Jesu
Auferweckung des Lazerus Joh11
Todesbeschulß des Synhedriums
Flucht Jesu
 Überlegungen der Festpilger Joh11
Salbung in Bethanienen Joh12
Einzug in Jerusalem
Die Griechen
Jesu Rede über seine Verherrlichung
Abschließende Zusammenfassung der Verkündigung vor der Welt
2. Hauptteil: Die Offenbarung Jesu vor den Seinen Joh13-20
 Das letzte Mahl Joh13-17
 Fußwaschung Joh13
Weissagung des Verrats und Entfernung des Verräters
Überleitung zu den Abschiedsreden
 
 
 
 
 

  Abschiedsreden Joh14-16
Das hoheitliche Gebet Joh17
Passion und Ostern Joh18-20
 Verhaftung Jesu Joh18
Verhör vor dem Hohenpriester und Verleugnung Petri
Jesus vor Pilatus
Kreuzigung Joh19
Begräbnis
Ostergeschichten Joh20
 Petrus und der Lieblingsjüger am Grab
   Jesu ERscheinung vor Maria Magdalena Joh20
Jesu Erscheinung vor den Jüngern
Jesus und Thomas
Buchschluß  Joh2030f
Nachtrag: Der Auferstandene in Galiläa Joh21
 Jesu Erscheinung am See Tiberias
Jesus, Petrus und der Lieblingsjünger
2. Buchschluß

3. Das Verhältnis zu den Synoptikern
Unterschiede im Rahmen des Lebens Jesu:
Jesus wirkt nach den Synoptikern hauptsächlich in Galiläa und nördlich und östlich davon und nur einmal in Jerusalem, nach Joh in Galiläa, Juda und Jerusalem, drei Jerusalemreisen Joh213,51,710. Noch zwei Passafest mehr las bei den Synoptikern erwähnt, zeitliche Dauer der öffentlichen Wirksamkeit mehr als zwei Jahre, bei den Synoptikern nur gerade ein Jahr, letzter Jerusalemaufenthalt bei den Synoptikern etwa eine Woche, bei Joh etwa ein halbes Jahr vom Laubenhüttenfest bis zum Passa.
Unterschiede bei den Reden Jesu:
Die Reden bestehen bei den Synoptikern aus aneinandergereihten Spruchgruppen und Sprüchen, bei Joh aus weitläufigen und thematisch gebundenen “Meditationen”, manchmal dialogisiert. Form des synoptischen Streit- und Schulgesprächs fehlt. Auch statt der Gleichnisse finden sich anders geartete Bildreden, vergleiche Mt1812-14, Lk154-7 mit der Rede vom guten Hirten Joh10. Die Darstellung der Taten Jesus meist nicht in der Aneinanderreihung in sich abgeschlossener kurzer Erzählungen, sondern häufig in größeren Szenen mit Reden und Dialogen. Wunder sind auf sieben reduziert, fortgeschrittenes Stadium der Tradition. Dämonenaustreibungen fehlen, Charakteristika Jesu als Rabbi, Weisheitslehrer und Propheten wie bei den Synoptikern fehlen bei Joh.
Verwandtschaft mit dem synoptischen Stoffen:
verschiedene Motive und Perikopen, die auf gemeinsamen Traditionszusammenhang hinweisen, einige Motiven, die auf einen Zusammenhang mit Mk hinweisen, gelegentlich sogar wörtliche Parallelen von nie mehr als drei Wörtern, dagegen zeigt such eine enge Verwandtschaft mit den Spezifika des LK. eindeutige Berührung mit Mt finden sich nirgendwo. Man hat daraus gefolgert, Joh habe Mk und Lk gekannt und benutzt. Aber eine solche Benutzung wäre ein viel komplizierter Vorgang gewesen als die von Q und Mk durch Lk und Joh. Joh erzählt “seine” synoptischen Geschichten immer etwas anders und meist in anderem Zusammenhang als die Synoptiker.
Ein literarische Abhängigkeit von den Synoptikern läßt sich also nicht nachweisen, die synoptischen Perikopen sind offenkundig traditionsgeschichtlich vermittelt. Auch bei den Jesusworten keine wirklich klare Abhängigkeit, wenn auch Verwandtschaft.

4. Literarkritische Fragen
4.1 Integrität
4.1.1 Zwei Schlüsse: Joh hat zwei Schlüsse: Joh2030 und Joh2124f.
In Joh24 wird der “Lieblingsjünger” als Verfasser des vorhergehenden Buches bezeichnet. Die Notiz und damit Joh21 stammt offenbar von einem Redaktor, und zwar dem Herausgeber, da Joh nie textlich ohne Joh21 bezeugt ist.
4.1.2 Unordnung in manchen Textpartien
hat zu Umstellungshypothesen geführt. Sie stammen nicht vom Herausgeber, der hat es vielmehr so übernommen, wie er e offenkundig vorgefunden hat. Der ursprüngliche Text lautet daher höchstwahrscheinlich:
4.1.2.1 Joh1431 wird erst in Joh181 fortgesetzt. Joh15-17 stehen hier am falschen Platz, denn eine Interpolation könne sie aus sprachlichen Gründen nicht sein.
4.1.2.2 Umstellung zu Joh4, Joh6, Joh5
4.1.2.3 Umstellung zu Joh715-24, Joh71-14,25ff
4.1.2.4 Umstellung zu Joh91-41, Joh1019-21, Joh1022-29,1-18,30
4.1.2.5 evtl. Umstellung Joh 331-36 paßt stilistisch besser hinter Joh31-21 als zu den Täuferworten Joh327-30.
Die Unordnung wurde häufig mit einer Blattvertauschung erklärt, das kam in der Antike öfter vor, z.B. die “zehn-Wochen-Apokalypse” im äthHen, die 8.-10. Woche steht vor der 1.-7. Woche. Die Blattvertauschungstheorie wurde bestritten, da ein Mittelwert einer Buchstabenzahl auf einer Seite nicht feststellbar sei und daß die Blätter immer mit ganzen Sätzen angefangen hätten.
4.2 Quellen
Hier ist Rudolf Bultmanns Drei-Quellen-Theorie zu zitieren:
4.2.1 Sammlung von Wundergeschichten (Semeia-Quelle):
Erwähnung des Kana-Wunders Joh211 als das “erste Zeichen” und die Fernheilung Joh454 als zweite. Diese Zählung steht im Widerspruch zu der Erwähnung “mehrere Zeichen” in Joh223! Erwähnung, daß Jesus “so große Zeichen” vor ihren getan hatte und sie trotzdem nicht glaubten, obwohl Joh die Wunder sonst immer dem Wort Jesu unterordnete Joh1237, Erwähnung noch “weiterer Zeichen, die nicht aufgeschrieben sind” Joh2030, außerdem Stilkriterien: Die der Quelle zugeschriebenen Stücke sind teils oder ganz frei von johanneischen Stileigentümlichkeiten - sie wurden vom Autor(in) natürlich auch überarbeitet. Umfang läßt sich sehr schwer feststellen. Die Charakteristik: Stil dem der synoptischen Wundererzählung verwandt, jedoch nicht weiterentwickelt. Haenchen meint, sie sei eine Art vergröbertes Mk-Ev gewesen, das Jesu Herrlichkeit nicht mehr in geheimen Epiphanien zeigte, sondern möglichst greifbar und sichtbar.
4.2.2 Passions- und Ostergeschichten
Joh18-20 liegt anerkanntermaßen nicht synoptische Quellenschrift vor, denn: Joh berichtet Einzelheiten, die er nicht im Sinne seiner theologischen Gedanken auswertet, z.B. Verleugung des Petrus u.a., außerdem sind Spannungen im Text, die sich durch Einfügung redaktioneller Zusätze in eine Vorlage erklären lasen, etwa der Wettlauf der beiden Jünger zum Grab Joh202-10!
4.2.3 Offenbarungsreden
Bultmann hatte eine solche Quelle zuerst in Joh1 herausgearbeitet, Hauptmerkmal: Poetisch gebunden, apodiktischer Stil und Parallelismus membrorum, häufig antithetischer Parallelismus!
Schema nach Becker:
-Selbstprädikation des Offenbarers in Form eins egw-eimi-Satzes
-Invitation, Ruf zur Entscheidung
-Krisenspruch, d.h Verheißung, gelegentlich mit Drohung verbunden
Parallelen: Mandäische und andere gnostische Texte, jüdische Weisheitliteratur. Der Evangelist hat Stücke aus ihr den Reden und Dialogen Jesu zugrundegelegt, dabei auch kommentiert und verändert.
Problem: Es liegt keine Parallelversionen der johhanneischen Reden vor, man ist also auf interne Befunde im Joh angewiesen, Gefahr des hermeneutischen Zirkels stärker als bei der Semeia-Quelle, da Stilkriterien in diesem Fall weniger eindeutig ist!
Ergebnis: Am Schema von Becker ist festzuhalten, auch sagt der Evangelist häufig etwas, um es nachher zu korrigieren, warum sagt er es nicht gleich richtig? Bultmanns Kriterien riechen freilich bis jetzt zur Erfassung einer solchen Quellen nicht aus!

5. Schriftstellerischer und theologischer Charakter
Die Tendenz, die Identität des irdischen und des erhöhten Jesus zu zeigen, ist im Joh radikal zuende geführt.
5.1 schriftstellerische Eigenart:
5.1.1 Auswahlcharakter: Beginn mit feierlichem Prolog und Schluß mit Bemerkung über den Zweck des Evangeliums Joh203f. Er betont, anders als Lukas, den seines Buches, die Auswahl genügt für seine Zweck. Das Thema in Joh14: “wir sahen seine Herrlichkeit”. Dodd: Zwei Teile, Buch der Zeichen Joh2-12 und der Passion Joh13-20, Bultmann: als Offenbarung vor der Welt und von der Gemeinde.
5.1.2 Korrektur der Überlieferung, z.B. Tempelreinigung am Anfang, Fehlen der Einsetzung der Eucharistie
5.1.3 Bemühung, das Einzelne zu einem Ganzen zu verbinden, Überwindung des Perikopensystems, fortschritt der Technik der Verbindung und Bearbeitung, Herstellung eines zusammenhängenden, klar gegliederten und überschaubaren stringenten Geschehens.
5.1.4 Einzelerzählungen, z.B. aus der Semeia-Quelle, z.B. die Heilung des Blindgeborenen, werden zu großen Szenen mit Dialogen und Gesprächsgängen ausgearbeitet: Nicht zuletzt zu einem Paradigma für den Konflikt der Bekenner Jesu mit ihrer aktuellen Umwelt! Das größte Wunder, die Auferweckung des Lazarus Joh11, der Höhepunkt Jesus Wirken wird dramaturgisch als Umschwung Jesu Geschicks ausgearbeitet (offizieller Todesbeschluß)
5.1.5 Andererseits stehen manche Erzählungen ohne szenischen Abschluß da, z.B. Tempelreinigung, endet ohne erzählenden Abschluß, sondern mit Jesu Wort vom Abbrechen und Wiedererrichten des Tempels, dem Kommentar des Evangelisten und der Bemerkung, dieses Verständnis sein den Jüngern erst nach der Auferweckung Jesus aufgegangen: Dem Evangelisten kommt es auf die Deutung, nicht den Verlauf des Geschehens an.
5.1.6 Das schematische bild von Jesus Gegnern und seiner Umwelt:
Konkrete Vielfalt des jüdischen Volkes in den Synoptikern ist einfach durch “die Juden” ersetzt. Offenbar simplifiziertes Bild des Judentums in späterer Zeit. “Die Juden” sind für Evangelisten das Symbol für die Ungläubigen überhaupt, die Pharisäer rücken in eine offizielle Position, die sie nie innehatten!
5.1.7 Die Reden verlaufen nach einem allgemeinen Schema, mit Abwandlungen freilich:
-Handlung, -Dialog, -Monolog.
Die Reden haben nicht die Funktion, die Wunder zu deuten, sie führen über sie hinaus (Stichwort: Stufenhermeneutik des ganze Johannesevangelium, G. Theißen!) Die Wunder machen die göttliche Macht Jesu sichtbar, die Rede aber offenbaren, daß Jesus das Brot des Lebens usw. selbst ist. Die Wunder werden so zu Zeichen, besser zu Symbolen, die von sich weg und auf Jesus hinweisen. Aufgabe der Reden ist Selbstoffenbarung im Ich-Stil.
5.1.8 Die egw-eimi-Worte
Bultmann hat vier Grundformen von egw-eimi-Reden in der religiösen und sakralen Sprache untersucht:
1. die Präsentationsformel (auf die Frage: wer bist du?) 2. die Qualifikationsformel (Was bist du?), 3. die Identifikationsformel (Redender identifiziert sich mit andere Person) 4. die Rekognitationsformel (wer ist der Erwartete, Erfragte, Besprochene?)
Im Joh dominiert die Rekognitationsformel, klarzumachen anhand des Brotwortes Joh633-45. Die johanneische Rekognitationsformeln zeigen einen Exklusivitätsanspruch, damit eine polemische Spitze gegen die Ansprüche andere Heilsbringer und Offenbarer (Dyonisos u.a.) Daher auch der Ruf zur Entscheidung und die Verheißung, etwa Joh812
5.1.9 Die Verwendung doppeldeutiger Begriffe und die Technik des Mißverständnisses, z.B. lebendiges Wasser Joh411ff: Quellwasser, magisches Lebenswasser oder Sinnbild für das wahre Leben? Literarisches Mittel, den Dialog voranzutreiben, aber auch Ausdruck des johanneischen Offenbarungsverständisses: Der natürliche Mensch muß Jesus mißverstehen, ihn verstehen kann nur, den Geist empfangen hat, vom Geist belehrt ist Joh211, Joh739.
5.1.10 Die Worte der Gegner Jesus haben selbst manchmal eine hintergründigen Sinn, z.B. Argument des Kaiaphas für Jesus Tod Joh1150-52. Er wird unfreiwilliger Zeuge Jesu Heilsbedeutung. solche Aussagen, als “tragische Ironie”, sind ebenso literarisches Kunstmittel. Sie zeigen im Griechentum das Preisgegebensein menschlichen Wollens an die Macht des Schicksals, hierin christlicher Modifikation die Einordnung allen menschlichen Tuns in Gottes Heilsplan.
5.2 Theologische Eigenart
Der Evangelist will die Jesustradition nicht einfach weitergeben, sondern deuten! “erkennen ist nach Joh222 erst nach Jesu Tod und Auferstehung möglich und heißt “sich erinnern”, ist vom Geist gewirkte, richtige Erkenntnis.
Der Verfasser will ein geistgewirktes Buch schreiben, der Geschichte Jesu, wie sie sich nach Jesus Erhöhung in die Herrlichkeit und nach dem Geistempfang der Jünger dem erschlossenen Augen des Glaubens darstellt.
Zwei Tendenzen
5.2.1 Die Zeit Jesu und die eigenen Gegenwart werden in eins gesehen, dies führt gelegentlich zu gewissen Anachronismen, z.B.  Synagogenausschluß der Jünger Joh162. Abschiedsreden Joh13-20: Hier spricht der Todgeweihte, Joh1-12: Hier spricht der Erhöhten (Stufenhermeneutik) Aber: Nicht der Zeitaspekt ist entscheidend (Zeit Jesu - Zeit der Kirche), sondern die “Perspektive einer Sachdidaktik” (Vielhauer:) beides gilt gleichzeitig, wie es nach Jesus Weggang Gläubige und Ungläubige gibt, so ist auch die Stunde (des Heils) nie abgeschlossen, die Stunde, die “da ist”, ist nach dem Evangelisten die eschatologische Stunde!
5.2.2 Kombination von Leben-Jesu-Tradition, spezielle qeioß-anhr-Christologie z.B. durch den Erweis durch wunderhafte Zeichen (Wunder), Präexistenzchristologie z.B in Phil26-11: Pure Menschlichkeit Jesus nach dem Abstieg, der Selbstentäußerung, ist Bedingung für das Heilswerk. Machterweis des Irdischen haben hier keinen Raum, das ganze Interesse liegt auf Tod und Auferweckung. In dieser Präexistenzchristologie kann sich kaum mit den Leben-Jesu-Stoff verbinden!  Z.B. 1Kor28 und Mk123! Dieses Verhältnis bewirkt innere Spannungen, die sich auf die Sätze reduzieren lassen: “Das Wort ward Fleisch” und: “Wir sahen seine Herrlichkeit” Joh114. Was bezweckte der Evangelist mit seiner Kombination? Eine Steigerung der qeioß-anhr-Vorstellungen mit Hilfe der Präexistenzvorstellung zu einer Herrlichkeitschristologie oder eine Unterordnung der qeioß-anhr-Vorstellung unter den Gedanken der Inkarnation?
Vielhauer: Die qeioß-anhr-Vorstellung hat im Joh keine selbständige Bedeutung, sondern ist immer anderen christologischen Konzeption dienstbar gemacht, die in den Reden zur Sprache kommt

Bultmann: “Im Grunde ist nicht eigentlich die Menschheit das Transparent, sondern gerade die Göttlichkeit des johanneischen Jesus, den das an ihm sichtbar Göttliche, das ist ja eigentlich nicht, was offenbart werden soll” Grundzug dieser Konzeption:
Der Dualismus Gott-Welt wird durch die Gegensatzpaare Licht-Finsternis, Wahrheit-Lüge Leben-Tod charaktisiert, aber der Dualismus wird nicht metaphysisch verstanden wie in der Gnosis, die Welt bleibt Gottes Schöpfung Joh13,10,11. Die Überwindung dieses Gegensatzes ist nur von Gott her möglich, durch Offenbarung seines Sohnes in dessen Sendung. Jesu Offenbarung, Licht und Logos genannt Joh11,4f,9, vollzieht sich in Reden: Aber Jesus spricht immer nur von sich selbst, auch wenn er ankündigt, er spricht über das, was er vom Vater gehört hat (polemische Tendenz?), dies ist auch der Sinn seiner egw-eimi-Worte. Auffassung des Joh ist, daß Jesus als der Offenbarer nichts offenbart, als daß er der Offenbarer ist. Diese Offenbarung ist Heilsgeschehen, “bereitet den Seinen dadurch den Weg, der Welt aber den Weg, der Welt aber den Untergang” (Bultmann)

Die Christologie hat die gesamte Eschatologie in sich aufgenommen und hat keine selbständige Bedeutung mehr. Mit Paulus verbindet Joh, daß die Sendung des Sohnes das Heilsgeschehen schlechthin ist. Aber für Paulus steht noch einiges aus, Wiederkunft Christi, Auferstehung der Toten, Endgericht und ewiges Leben. Für Joh vollzieht sich diese Ereignisse gegenwärtig in der Redaktion auf den Ruf Jesu. Die radikal präsentische Eschatologie wurde schon bald durch den Redaktor wieder futurisch korrigiert (vgl.  Joh639ff u.a.) Das eschatologische Heil, das keiner Vollendung bedarf, wird mit den egw-eimi-Worten und den Reziprozitätsformeln ausgesprochen.

6. Religionsgeschichtliche Stellung
Die Verkündigung erfolgt in gnostischer Denk- und Vorstellungsweise, die Sprache des Joh ist nicht nur modus loquendi!
6.1 Parallelen zur Gnosis
Bultmann: Der gnostische Erlösermythos, wie er in mandäischen Texten am sichtbarsten wird, steht hinter der johanneischen Christologie.
Der Logos-Spekulation des Johannes-Prologs liegt nach Bultmann die jüdische Spekulation über die personifizierte göttliche Weisheit (Chochma) zugrunde, auch bei Philo können Logos und Sophia wechseln.
Damit war der Erlösermythos als vorchristlich und als verbindendes Glied zwischen den sonst voneinander unabhängigen Texten im Orient und Hellenismus erwiesen;
6.1.1 Die Mandäer im südlichen Mesoptamien entsprang vermeintlich? einem häretisch-gnostischem Judentum, das sich in Form von Taufsekten im Ostjordanland konstituiert hatte, sie gehört in die palästinisch-syrische Taufbewegung, die ab 150 v.Chr. nachzuweisen ist. eine Verbindung dieser Mandäer mit den “Jüngern des Johannes (des Täufers)” oder gar eine Identität mit ihr läßt sich nicht erweisen: D.h. es gab aber eine gemeinsame religiöse Kunstsprache. Freilich Joh rezipiert nicht nur den allgemein-gnostischen Erlösermythos, der sich auch sonst im NT, sondern teilt mit den Urmandäern spezielle Vorstellungen und Sprachenformen.
6.1.2 Berührungen mit den Qumrantexte: Der Dualismus fwß thß zweß Joh812 gibt es auch in Qumran: Das Paar Leben-Tod begegnet freilich nicht in Qumran. Aber : Die Verwandtschaft beschränkt sich auf Einzelheiten und den Dualismus, bei Joh fehlt Ritualismus, Naherwartung und Gesetzesfrömmigkeit, daher kaum direkte Abhängigkeit. Freilich repräsentieren die Qumrantexte ebenfalls Dokumente eines synkretistischen grnostisierenden Judentums und gehöre mit in die syrisch-palästinische Taufbewegung.
6.2 Unterschiede zur Gnosis
6.1.1 Die mandäische Gnosis und jüdische Weisheitsspekulation kennen mehrere Erlösergestalten, die einander abwechselnde Erscheinungen derselben göttlichen Gestalt sind. Joh hat diesen “Mythos” an die geschichtliche Gestalt Jesu gebunden;
6.1.2 Bei Joh ist Jesus eine Gestalt in exklusiver Singularität
6.1.3 den absoluten und metaphysischen Dualismus hat Joh nicht übernommen, die Erklärung der Welt durch kosmische Urkatastrophe; ebensowenig die Vorstellung von der Präexistenz der Seelen, d.h. des menschlichen Selbst und von seiner Wesensidentität mit dem Erlöser: Der Schöpfer ist bei Joh identisch mit dem Erlöser Joh11-14
6.1.4 Die Übernahme des Mythos ist keine zweckbedingte Anpassung, sie war vielmehr bedingt durch eine sachliche Übereinstimmung in bestimmen Grunderkenntnissen, die Erkenntnis der “Unweltlichkeit des Selbst”, der “Weltverflochtenheit” und der “Weltverfallenheit”, damit verbunden die der “Unweltlichkeit Gottes” und der Notwendigkeit von Erlösung und Offenbarung. Der Grund zur Übernahme bestand darin, daß im gnostischen Mythos  ein bestimmtes Verständnis von Welt und Mensch seinen Ausdruck findet, an das der Evangelist anknüpfen konnte - eine Frage, auf die das Evangelium eine Antwort war.

7. Abfassungsverhältnisse
7.1 Theologiegeschichtliche Situation
Joh ist für die Gemeinde bestimmt, kein “Missionsevangelium”.
7.1.1 Polemik gegen Juden als “Repräsentanten der Welt, des Unglaubens aus Religiosität”
7.1.2 Polemik gegen die Täufer, vgl. Prolog Joh16ff,15,20-27. Der Täufer wird Jesus energisch subordiniert und für ihn beansprucht, teils durch Selbstzeugnis oder durch Deutung seitens Jesus Joh533-36 oder durch den Evangelisten Joh16ff. Der Prolog ist vermutlich ein Lied täuferischer Herkunft, das den Täufer als den präexistenten und Fleisch gewordenen Logos feierte. Die Auseinandersetzung mit den Täuferjüngern war für die Gemeinde des Johannes, jedenfalls für einen Teil, auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit.
7.1.3 Polemik gegen die Gnosis und deren Offenbarergestalten und -ansprüche. Auch wenn kein spezieller gnostischer Gegner sichtbar wird, geht es dem Evangelisten um die prinzipielle Klarstellung, daß die Todverfallenheit des Menschen, die die Gnosis so klar erkannt hat, ausschließlich durch die Offenbarung in Jesus gelöst wird.
7.1.4 Polemik gegen das “Kirchentum” seiner Zeit, weniger explizit als stillschweigend: Er übergeht die Einsetzung des Abendmahls, Reserviertheit gegenüber den gängigen Vorstellungen seiner Zeit vom Sakrament, apostolischen Amt und Kirche als Institution, ähnlich wie im Hebräerbrief. Jünger werden Freunde genannt Joh1514f, Selbstbezeichnung “Freunde” 3Joh15. Kritischer Anspruch des Verfassers verbindet sich mit Anspruch des Verfassers, in seinem Buch die geistgewirkte und also verbindliche Darstellung der Geschichte Jesu zu geben. Aber: Die Verbindung zu pneumatischen Enthusiasten nicht geschichtlich, denn deren Enthusiasmus war an Sakramentsverständis gebunden und hatte außerdem nichts mit der Leben-Jesu-Tradition zu schaffen.

8. Verfasserfrage, Abfassungszeit und Abfassungsort
8.1 Die Verfasserfrage
8.1.1 Innere Zeugnisse: Joh2124 deutet an, daß der Lieblingsjünger der Verfasser des Evangeliums ist, die Notiz kann sich nur John1-20 beziehen. Dort allerdings keine Hinweis des Verfassers auf dessen Person: Erst das Nachtragskapitel Joh21 macht den Lieblingsjünger zum Verfasser1 Aber wer ist es? Aus dem ganzen Evangelium geht nicht klar hervor, daß dies Johannes sein muß. Denn es ist ein indirekter Rückschluß aus einem der drei Synoptiker bekannten Vertrauten Jesu Petrus, Johannes, Jakobus, aber die gibt es im Joh nicht, auch ist nirgendwo von den Zebedaiden die Rede.
Er steht in unverkennbarem Konkurrenzverhältnis zu Petrus (vgl. Überholen am Ostermorgen), die beiden Stellungen sind allerdings nicht vergleichbar. “Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sowohl der Evangelist als auch der Redaktor die Frage nach der Gestalt des Lieblingsjüngers absichtlich im Halbdunkel gelassen und bewußt die literarische Anonymität durchgeführt haben”. Der Jünger ist vielleicht der “ideals Jünger”, vielleicht individuelles und ideelles Moment zu kombinieren. Immerhin: Die Autor(in)ität des Petrus wird zwar nicht bestritten, aber durch  die des Lieblingsjüngers relativiert. Der Evangelist und Lieblingsjünger also nicht identisch, jedoch muß der Verfasser eine hochangesehene Persönlichkeit gewesen sein.
8.1.2 Äußere Zeugnisse:
8.1.2.1 Bischof Polykrates in Ephesus ca 190 bezeugt die Existenz eines Johannes in Ephesus und identifiziert ihn mit dem Lieblingsjüngers
8.1.2.2 Nach Irenäus 180 ist Joh von Apostel und Lieblingsjünger verfaßt orden, und zwar in Ephesus. Irenäus beruft sich auf:
8.1.2.3 Polykarp der will als Kind den Polykarp gehört haben, der von seinen Beziehungen mit Johannes, “der den Herrn gesehen hat”, erzählte, und auf
8.1.2.4 Presbuteroi, die in Asia mit “Johannes, dem Herrnbruder zusammen gekommen waren”
8.1.2.5 Der Kanon Muratori 200 gibt phantastische Schilderung von der Entstehung des 4. Evangeliums: Johannes wird nicht wie gleichzeitig Andreas, als Apostel bezeichnet, soll alles aufschreiben und alle sollen es überprüfen.  Der Kanon Muratoi will dem Joh apostolische Autor(in)ität verschaffen und Augenzeugenautorität. beides war also bestritten!
Man muß also den ephesinischen Johannes und er Verfasser des 4. Evangeliums trenne, die Irenäus in eins setzt. Der ephesinischen Johannes soll Apokalyptiker gewesen sein, kommt also für die Abfassung des Joh gerade nicht in Frage. Er kommt eher als Abfasser der Johannes-Apokalypse in Frage! Die äußeren Zeugnisse sprechen ebensowenig wie die inneren für den Zebedaiden als Autor(in)!
Außerdem scheint der Zebedaide schon früh Märtyrer geworden zu sein, wenn man Mk1035-40 als vaticinium ex eventu auffaßt! Die Apg122 ist, so Vielhauer, spätere Korrektur, denn Lk streicht Mt1035 überhaupt! Das Martyrium fand angeblich unter Herodes Agrippa statt.
8.2 Abfassungsort und Abfassungszeit
Traditionelle Anschauung in Ephesus oder westliches Kleinasien. Gegensatz zu “den Juden” und Polemik gegen Anhänger des Täufers deutet eher auf Syrien, vielleicht hier Entstehung, dort Redaktion!  War Anfang erstes Jhd schon in Ägypten bekannt, vermutlich Wende von 1. zum 2. Jhd, um 100!